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Außer sich

Autor
Salzmann, Sasha Marianna

Außer sich

Untertitel
Roman
Beschreibung

Auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2017

„Ich weiß nicht, wohin es geht.“ Damit beginnt der erste Roman der Theaterautorin Sasha Marianna Salzmann, und damit ist der Leser sofort mitten in der Handlung. Der Bogen wird gespannt von der Kindheit in der Sowjetunion über das Asylantenheim in der Bundesrepublik und eine Berliner Wohngemeinschaft bis hin zu den Gezipark-Demonstrationen und dem Putschversuch im Sommer 2016 in der Türkei.

Mit ihrem ersten Roman ist ihr das Kunststück gelungen, die eigene Geschichte in das Porträt einer Generation zu verwandeln, deren Kämpfe und Träume, deren Verwundungen und Hoffnungen der Geschichte ihren Stempel aufdrücken werden. Ausser sich erzählt von den Suchbewegungen nach dem „Bei sich“, einer Suche, die uns alle angeht.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Suhrkamp Verlag, 2017
Seiten
366
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-518-42762-0
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Sasha Marianna Salzmann studierte Literatur/Theater/Medien an der Universität Hildesheim sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Sie ist Theaterautorin, Essayistin und Dramaturgin und war Mitbegründerin des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist sie Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin und war dort bis 2015 Künstlerische Leiterin des Studios der Bühne. Ihre Theaterstücke werden international aufgeführt und sind mehrfach ausgezeichnet. Außer sich ist ihr Debütroman.

Zum Buch:

„Ich weiß nicht, wohin es geht.“ Damit beginnt der erste Roman der Theaterautorin Sasha Marianna Salzmann, und damit ist der Leser sofort mitten in der Handlung. Der Bogen wird gespannt von der Kindheit in der Sowjetunion über das Asylantenheim in der Bundesrepublik und eine Berliner Wohngemeinschaft bis hin zu den Gezipark-Demonstrationen und dem Putschversuch im Sommer 2016 in der Türkei.

Auf der Suche nach ihrem Zwillingsbruder Anton landet Alissa, genannt Ali, in Istanbul am Rand Europas. Hier in den Gassen von Tarlabasi, in dem Viertel der Roma, der Kurden und Transvestiten, kann sie über das Goldene Horn bis nach Kasimpasa sehen. Hier findet sie jederzeit auf dem alten, rostbraunen Sofa von Onkel Cemal Zuspruch und hört seinen Geschichten zu. Hier in den Seitengassen in Beyoglu, wo sie in der Hoffnung, Anton zu finden, sich mitnehmen lässt, wo sie in den Spiegeln der Bars meint, Anton zu sehen, wo sie Katharina aus Odessa entdeckt, der gerade dabei ist, sich in Katho zu verwandeln, und wo sie sich die Frage stellt, woher sie kommt, sich ihrer Familie erinnert. Bis zurück zu den Urgroßeltern in Odessa reichen die Erinnerung und Erzählungen, deren Geschichte von der Erfahrung des Aufbaus und des Gebrauchtwerdens auf der einen Seite wie des Antisemitismus und des Verlorenseins auf der anderen geprägt ist.

Aus der Suche nach dem Bruder ist längst die Suche nach der eigenen Person geworden. Russland, Judentum, Deutschland, Geschlecht. Was bedeutet was? Migration und Identität sind eng miteinander verwoben. Die Perspektiven wechseln, die Zeiten schieben sich ineinander. Der Putschversuch vom Sommer 2016 beendet gewaltsam Alis Aufenthalt in Istanbul. Ein Jahr lang war die Stadt eine Kulturhauptstadt Europas.

Mit ihrem ersten Roman ist Sasha Marianna Salzmann das Kunststück gelungen, die eigene Geschichte in das Porträt einer Generation zu verwandeln, deren Kämpfe und Träume, deren Verwundungen und Hoffnungen der Geschichte ihren Stempel aufdrücken werden. Ausser sich erzählt von den Suchbewegungen nach dem „Bei sich“, einer Suche, die uns alle angeht.

Marion Victor, Frankfurt am Main