Zur Autorin/Zum Autor:
Graf Adam Zamoyski, geb. 1949 in New York, ist Autor und Historiker. Er lebt in London. 1812 erschien in acht Sprachen ebenso wie seine Chopin-Biographie.
„1812“, die Geschichte um Napoleons katastrophalen Russlandfeldzug, beschreibt anhand von Augenzeugennotizen, Briefen und sehr persönlichen Tagebucheintragungen eine menschliche Tragödie ungeheuren Ausmaßes. Adam Zamoyski hat mit diesem Buch den Wahnsinn des Krieges in seiner Reinform geschildert. Ein Epos über das Scheitern.
Man könnte meinen, ein mehr als 700 Seiten umfassender Wälzer über Napoleons Russlandfeldzug sei nur etwas für eingefleischte Napoleon- oder Militariafans. Aber weit gefehlt. Der Historiker und Autor Adam Zamoyski beschreibt in seinem Buch nichts weniger als eine historische Katastrophe unsäglichen Ausmaßes, die jeden nur irgendwie Geschichtsinteressierten von Beginn an fesselt.
Als der mittlerweile in ganz Europa verhasste und an nahezu allen Grenzen in Kleinkriege verwickelte Napoleon, der den Zenit seiner Macht schon überschritten hat, mit über einer halben Millionen Soldaten in das ehemals mit Verträgen angebundene Russland einfällt, glaubt er, der in Schlachten unerfahrene Zar Alexander würde schon sehr bald das offene Gefecht suchen und dann kläglich scheitern. Doch die konsequente Rückzugstaktik, die Alexanders Generäle betreiben, zwingt die berühmte Grande Armée nach der beinahe kampflosen Einnahme des menschenleeren Moskaus in die Knie, als es viel zu spät heißt: zurück nach Paris. Es ist längst Winter. Es mangelt an Nachschub, an Pferden, Kleidung – und allem voran an Nahrung. »Wie oft habe ich mich auf der Straße auf den Bauch geworfen und aus den Hufspuren eine Flüssigkeit getrunken, deren gelbliche Färbung mir heute noch den Magen umdreht«, schreibt ein französischer Soldat nach Hause an seine Eltern, und er war sicherlich nicht der Einzige, der Pferdepisse aus den Spurrillen in der Straße trank. Die Geschichte dieses Feldzugs ist vor allem eine Geschichte des Scheiterns. Und des Sterbens. Der renommierte Sachbuchautor Adam Zamoyski hat für seine Arbeit zahlreiche Augenzeugenberichte, zumeist in Brief- oder Tagebuchform, ausgewertet und vermittelt dadurch einen überaus lebendigen, geradezu greifbaren Bericht über diese mehr als schrecklichen Ereignisse einer Tragödie unvorstellbaren Ausmaßes. „1812“ ist eine Art Zeitzeugenbericht. Näher dran an Geschichte kann man nicht sein.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln