Zum Buch:
Fanny, die Älteste, deren linke Gesichtshälfte nach einer Masernerkrankung gelähmt „wie schlaffer Hefeteig“ nach unten hängt, geht mit ihrem Ehemann 1910 nach Berlin und eröffnet dort eine Herrenschneiderei. Dort arbeitet bald auch Oda, die beste Freundin einer der Kohanim-Schwestern und spätere Ortsgruppenleiterin der KPD. Franziska, der Lieblingstochter Samuel Kohanims, fällt nichts Besseres ein, als einer ihrer Schwestern den Verehrer, den gutaussehenden Glücksritter Willy Rubin, auszuspannen und sich von ihm schwängern zu lassen. Ihr Ältester wird am 1. Mai 1933 eine rote Fahne am höchsten Schornstein Berlins aufhängen. Selma, die „den unerschütterlichen Starrsinn eines Maulesels mit dem hitzigen Temperament und der bezwingenden Beredsamkeit eines Levantiners“ vereinigt, bringt 1938 knapp 1.000 Juden nach Palästina. Und Martha, nach Elli und vor Jenny und Flora geboren, wird als einzige in gehobene Berliner Kreise einheiraten. Aber auch dort wird sie weiter so lügen, „dass im Himmel Jahrmarkt“ ist. Ihre ungebändigte Phantasie hat auch die Erzählerin und Urenkelin Samuel Kohanims geerbt, der man bis zur letzten Seite des Romans oft laut lachend, noch öfter schmunzelnd und bisweilen auch äußerst betroffen folgt.
Erfrischend respektlos, herrlich rebellisch und dabei mit Kohanim’schen Flitz in das Leben und seine unvorhersehbaren Wendungen verliebt ist dieser Roman, sodass man ihn nach dem Zuklappen der Buchdeckel am liebsten gleich noch mal lesen möchte!
Susanne Rikl, München