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Autor
Groen, Hendrik

Eierlikörtage

Untertitel
Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre. Aus dem Niederländischen von Wibke Kuhn
Beschreibung

Hendrik Groen mag alt sein – dreiundachtzigeinviertel, um genau zu sein – aber er ist noch lange nicht tot. Zugegeben, seine täglichen Spaziergänge werden kürzer, weil die Beine nicht mehr recht wollen, und er muss regelmäßig zum Arzt. Aber deshalb nur noch Kaffeetrinken, die Geranien anstarren und auf das Ende warten? Kommt nicht in Frage. Ganz im Gegenteil. 83 Jahre lang hat Hendrik immer nur Ja und Amen gesagt. Doch in diesem Jahr wird er ein Tagebuch führen und darin endlich alles rauslassen – ein unzensierter Blick auf das Leben in einem Altenheim in Amsterdam-Nord. ..
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Piper Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
416 Seiten
ISBN/EAN
978-3-492-05808-7
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Hendrik Groen veröffentlichte die ersten Einträge seines Tagebuchs auf der Website des Torpedo Magazines, bevor es in Holland zu einem überragend erfolgreichen Buch wurde und sich im ganzen Land Hendrik-Groen-Fanclubs gründeten. Er sagt über seinen Roman: „Kein Satz ist eine Lüge, aber nicht jedes Wort ist wahr.“ Die Fortsetzung ist soeben in den Niederlanden erschienen.

Zum Buch:

Hendrikus Gerardus Groen – so sein vollständiger Name – lebt seit einiger Zeit im Altenheim Amsterdam-Nord. Verwandte hat er, außer seiner Frau, die in einer psychiatrischen Klinik untergebracht ist, keine mehr. Freunde eigentlich auch nicht. Bis auf die anregenden Schachpartien mit einem Mitbewohner, dem überaus schalkhaften Evert, verläuft sein Leben recht monoton. Für das „Geschlurfe hinter Rollatoren, die völlig deplatzierte Ungeduld und das ewige Gejammer der anderen Mitbewohner hat Groen nicht viel übrig. Überhaupt gibt es vieles, was er zu bemängeln hätte…

Im neuen Jahr soll das anders werden. Hendrik Groen beschließt, endlich nicht mehr nett, angepasst, höflich, korrekt und hilfsbereit zu sein – zumindest nicht auf dem Papier. Für gute Vorsätze ist es im Leben eben nie zu spät! Genau ein Jahr lang wird er Tagebuch schreiben, um dort einen etwas anderen Hendrik Groen zu zeigen. Vor allem aber geht es ihm darum, einen unzensierten Blick auf das tägliche Leben im Altenheim Amsterdam-Nord zu werfen.
Es ist ein ironischer, humoriger und zugleich kritischer Blick, durch den er sich, seine Zeitgenossen und die täglichen Ereignisse im Altenheim beschreibt. Auch Politik und Gesellschaft bekommen dabei ihr Fett weg. Sein Blick auf die Eigenheiten seiner Mitbewohner, die mal traurigen, mal lustigen Zwischenfälle im Altenheim und das oft unsinnige Reglement der Heimleitung verändert auch seine Einstellung zum Rest seines Lebens. Er wird mutiger, findet eine gleichgesinnte Truppe.

Um der chronischen Ereignislosigkeit etwas entgegen zu setzen, gründen sie gemeinsam den Verein „Alt-aber-nicht-tot“ (Altino). Vorrangiges Ziel des neugegründeten Vereins sind Aktivitäten außer Haus. Jedes der 6 Mitglieder hat die Aufgabe, sich ein besonders interessantes Ausflugsziel auszudenken, zu organisieren und bis zur Ankunft geheim zu halten. Spannung muss schließlich auch im Alter sein! Das alles soll zweimal im Monat stattfinden, macht summa summarum 24 aufregende Tage im Jahr. Eine kreative Mobilmachung sozusagen. Dass dieser „Rebellenverein“ nicht überall auf Zuneigung stößt, steht außer Frage. Neid und Missgunst gibt es schließlich in allen Altersgruppen. Auch die Heimleitung beäugt die außerplanmäßigen Aktivitäten mit wenig Wohlwollen.

Die sechs, später werden acht daraus, aber haben viel Spaß, Freude und Abwechslung. Neben Google-Kursen für Anfänger, Kochkursen, Zeichenunterricht, Museumsbesuchen oder einem emotionalen Besuch im Zoo verbringt der „Rebellenverein“ viel private Zeit miteinander. Grund zum Feiern gibt es im Herbst bzw. Winter des Lebens genug, nämlich jeden neuen Tag, den man noch am Leben ist. Aber auch die Sorgen und Nöte werden geteilt, schließlich gibt es neben den kleinen Wehwehchen auch die ernsteren Probleme wie Liebe, Demenz und Tod.

Ein berührendes Buch über das Alter, die Würde des Menschen, die Freundschaft und das Prinzip Hoffnung. Hendrikus Gerardus Groen lässt einen nachdenklich und ein wenig traurig zurück, aber nicht ohne die Hoffnung, bis ins hohe Alter auch noch Freude haben zu können. Den Alten mit seinem Rebellenclub muss man einfach gern haben.

Brigitte Hort, Eitorf