Zum Buch:
Zunächst ist da ein einzelner Maulwurf, der unter einer schönen grünen Wiese das tut, was Maulwürfe eben so tun: graben. Das wäre auch nicht weiter schlimm, schließlich ist die Wiese ja groß genug. Doch mit der Zeit gesellen sich mehr und mehr Maulwürfe hinzu, und die graben auch alle, und es dauert nicht lange, dass die einst blühende Wiese vor lauter Maulwurfshügeln kaum noch als solche zu erkennen ist, ganz davon abgesehen, was sich unter Tage abspielt.
Die vielen Maulwürfe leben nämlich nicht mehr in einfachen Höhlen, sie wohnen jetzt in mehrstöckigen Häusern, es gibt verstopfte Straßen, Aufzüge, riesige Dampfmaschinen, die ihnen die Arbeit erleichtern, es gibt Strom und Licht und Telefon, und fast könnte man meinen, dort, unter der Erde, befände sich eine Art Metropolis. Erst ganz zum Schluss, als nur noch ein winziger grüner Flecken der einstigen Wiese übriggeblieben ist, erkennen die Maulwürfe, dass der Preis für ein komfortables, ein fortschrittliches Leben viel zu hoch war.
Mit „Maulwurfstadt“ knüpft das Ausnahmetalent Thorben Kuhlmann übergangslos an den Erfolg seines ersten Buches „Lindbergh“ an, und man kann sich gar nicht satt sehen an diesem Ideenreichtum. Immer wieder entdeckt man neue Details, die man beim ersten Anschauen vielleicht übersehen hat.
Und nach dem dritten und vierten Anschauen dieser fast gänzlich ohne Worte auskommenden Parabel auf unsere eigene, in Sachen Umweltschutz blinde Gesellschaft bleibt allein der Wunsch übrig, es möge nicht allzu lange dauern, bis Thorben Kuhlmann seinen dritten Geniestreich unter das Volk bringt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln