Zum Buch:
Jeder, aber wirklich jeder, der zu McDonalds geht und sich einen schlichten Cheeseburger bestellt, weiß nur zu gut, dass das labbrige Ding, das man da in fettiges Papier eingewickelt über die Theke geschoben bekommt, absolut nichts mit dem übergroßen Foto dieses saftigen, wohlgeformten Leckerbissens gemein hat – aber man beisst trotzdem hinein. Es gab da mal diesen Film mit Michael Douglas, Falling Down, wo der Protagonist sich in einem Hamburger-Laden darüber beschwert, dass die Werbung nicht dem entspricht, was ihm als Kunden vorgesetzt wird, und dann ausrastet. Der Fotograf und Künstler Samuel Mueller, der bei Aldi, Lidl und Netto 100 Fertigprodukte allein anhand der vielversprechenden Verpackungen eingekauft und nach Anweisung zubereitet hat, hat mindestens100 Gründe, sich ob der vorgegaukelten Versprechungen zu beschweren, wenn nicht gar auszurasten. Aber er bleibt locker und schlägt zurück mit einem ebenso kritischen wie ungemein witzigen kleinen „Bildband der Verarschung“, in dem er anhand von Fotos die jeweiligen Versprechungen der bunten Verpackungen der Realität gegenüberstellt. Und man kommt beim Durchblättern aus dem Staunen (und Lachen) nicht mehr heraus; es ist einfach unglaublich und teilweise wirklich ekelhaft, was da unter der Aufreißfolie namhafter Firmenlogos zum Vorschein kommt. Hier nur einige Beispiele: Hering in Eier-Senf-Creme (von Appel), Pizza-Snack Carazza (Bifi), Schlemmergulasch (Sonnen-Bassermann), Zwiebel-Hackbraten (Du-darfst), Kuchenschnitte Brioss (Kinderschokolade), Grünkohl mit Kohlwurst (Erasco), Gebratene Nudeln süß-sauer (Knorr), Fischstäbchen. (Iglo). Und so weiter und so weiter, ob Heringssalat, Königsberger Klopse oder Moschus Krake (absolut ekelhaftes Endergebnis, das sieht aus wie – sorry – gekochtes Erbrochenes). Aber am heftigsten fand ich noch den Pusztatopf mit Fleischbällchen und Kartoffeln aus dem Hause Dreistern, das schlägt dem Fass den Boden aus, da bleibt wirklich kein Auge trocken. Und wenn man bedenkt, daß der arme Kerl das alles auch wirklich aufgegessen hat, wie es im Vorwort heißt, dann kann man ihn entweder nur bedauern oder als heroischen Verköstiger adeln.
Ein wirklich witziges Buchgeschenk, mit dem man jede Geburtstagsparty aufmischt. Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen, und wenn Sie das nächste Mal bei Netto, Kaisers & Co. einkaufen gehen – na Sie wissen schon, was ich meine. Viel Spaß, denn „guten Hunger“ kann ich nun wirklich nicht wünschen.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln