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Autor
Murray, Paul

Skippy stirbt

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Rudolf Hermstein und Martina Tichy
Beschreibung

Auch wenn in seinem zweiten Roman die Titelfigur bereits nach knapp 200 Seiten auf tragische Weise das Zeitliche segnet, so knüpft der junge irische Autor Paul Murray doch nahtlos an seinen erfolgreichen Debütroman „An Evening of long Good Byes“ an und hält sein Versprechen, gute Literatur abzuliefern, unterhaltsam, humorvoll, tragisch, poetisch. „Skippy stirbt“ ist nicht nur eine Geschichte über das Erwachsenwerden einer Handvoll Jungs in einem Irischen College, sondern ebenso eine Art Gesellschaftsroman über ein Irland, das man so nicht kennt.

Verlag
Kunstmann Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
782 Seiten
ISBN/EAN
978-3-88897-700-8
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Paul Murray wurde 1975 geboren und studierte englische Literatur am Trinity College in Dublin. Er schloss in Creative Writing an der Universität East Anglia ab und arbeitete als Buchhändler. Sein Romandebüt „An Evening of long Good Byes“ stand auf der Shortlist für den renommierten Whitbread Price.

Zum Buch:

Es ist wirklich ziemlich lange her, seit ich an dieser Stelle Paul Murrays Debütroman vorgestellt habe. „An Evening of long Good Byes“ war damals ein Geheimtipp, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Es blieb dann auch lange Jahre still um den jungen irischen Autor, der so gut schreiben konnte, als zähle er schon zu den alten Hasen. Aber besser einen verdammt guten Roman schreiben als nach einem halben Dutzend kläglich untergehen.

Paul Murray, der ehemalige Buchhändler, hat sich einfach nur Zeit gelassen. Jetzt ist er wieder da und dann auch noch gleich dreifach, besteht doch sein neuer Roman aus drei einzelnen Bänden in einem ansehnlichen Schuber. Das Buch heißt „Skippy stirbt“ und liest sich wie von selbst weg, eine Hommage an das Jungsein mit all den bescheuerten Streichen, ersten Lieben, pubertären Ausschweifungen und Möchte-gern-Angebereien, ein Roman über Freundschaft, über Schule, über ein verkorkstes Irland. Verdammt gut geschrieben, wenn auch hier und da ein wenig ausschweifend, das schon, aber zusammengenommen liest sich das alles ganz fabelhaft, ist ein abendfüllendes Erlebnis.

Die Story: Alles fängt an mit dem Tod des mehr als schüchternen Jungen Daniel „Skippy“ Juster, einem ziemlichen Außenseiter am renommierten Dubliner Seabrook College, der sich ausgerechnet in das hübscheste Mädchen der Nachbarschule verliebt hat. Skippy hat ein paar wenige Freunde, allesamt Looser, die ihn in seinem Vorhaben, die schöne Lori auf sich aufmerksam zu machen, tatkräftig unterstützen. So zum Beispiel sein ebenso genialer wie fettleibiger Zimmergenosse Ruprecht Van Doren, der, seiner eigenen Meinung nach, ganz kurz davor steht, ein Portal in ein Paralleluniversum zu öffnen. Dann sind da noch Geoff, der nur in Zombiesprache redet, und Mario Bianchi, der sich für einen waschechten Italiener hält und das dadurch beweist, dass er den Macho heraushängen läßt. Schließlich kommt es bei einem Doughnut-Wettessen zu einem tragischen Vorfall: Skippy stirbt. Und das schon nach 200 Seiten. Und dann geht die Geschichte erst richtig los.

Wenn man erst einmal in der Story drin ist, und das geschieht recht schnell, dann kann man auch nicht mehr aufhören. Ich dachte zuerst, das wird wohl einer dieser College-Romane sein, mit einem guten Schuss Humor und einer Handvoll vorhersehbarer Slapstickeinlagen an den richtigen Stellen, und die mag ich eigentlich nicht so besonders. Aber weit gefehl. „Skippy stirbt“ ist ein Roman, der sich mit nichts in diesem Genre vergleichen lässt. Murray hat seinen ganz speziellen Humor, die Dialoge sind teilweise wirklich urkomisch, aber der Geschichte fehlt es deswegen keineswegs an Tiefgründigkeit und kritischer Stimme. Knapp 800 Seiten verdammt gute Literatur.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln