Zum Buch:
Frida Nilsson warmherzige Weihnachtsgeschichte geht auf feinfühlige Weise und ohne jede Dramatik mit dem Thema um, was es heißt ein Außenseiter zu sein. Sie erzählt in vierundzwanzig Kapiteln die Geschichte von Zwiebelchen, der sich zu Weihnachten nichts sehnlicher wünscht als ein Fahrrad. Außer vielleicht seinen Papa zu treffen, damit die Kinder in seiner Klasse nie wieder sagen, dass er ihnen leid tut. Aber leider gibt es dabei ein paar Probleme. Seine Mama sagt, ein Fahrrad könne Sie sich nicht leisten und alles was sie über Papa weiß, ist, dass er in einer langen Straße in Stockholm wohnt. Und es gibt viele lange Straßen in Stockholm, sehr viele. Aber Zwiebelchen will nicht aufgeben. Es muss eine Weg geben Mama davon zu überzeugen, dass ein Fahrrad doch nicht so teuer und Stockholm doch nicht so groß ist! Da fällt ihm ein, dass die Kinder in der Schule erzählt haben, dass Karl aus der Autowerkstatt Hühner hypnotisieren kann. Vielleicht klappt das ja auch bei Zwiebelchens Mama! Vor der Schule geht Zwiebelchen also bei Karl vorbei, um ihn um Hilfe zu bitten. Obwohl Karl zuerst ein bisschen unheimlich wirkt, werden die beide schon bald so etwas wie Freunde. Und als eine kleine Henne abhauen will, sind Hühner auf einmal sogar wichtiger als Fahrräder. Sogar Mama und Karl verstehen sich prima. Als die beiden dann aber zusammen zu Zwiebelchens Aufführung am Lucia-Fest auftauchen und die Kinder aus der Klasse plötzlich anfangen zu lachen ist alles wieder ganz anders. Zwiebelchen braucht ein Fahrrad und damit wird er selbst nach Stockholm fahren und seinen richtigen Papa finden! Ob ihm das gelingt, und wie Zwiebelchen am Ende merkt, worauf es bei einer Familie am allermeisten ankommt, am besten unbedingt selbst nach- oder besser noch vorlesen.
Frida Nilsson versteht es auf einfühlsame Weise eine Familiengeschichte zu erzählen und ohne Stereotype und Vorurteile zu bedienen und zu verstärken von einem alltäglichen Gefühl zu erzählen. Dem Gefühl des Anders sein und dem Bedürfnis dazuzugehören. Unabhängig davon aber wird in der liebevollen Erzählung ganz deutlich, dass nicht die Aufgabe des Besonderen und das Credo der intakten, beidgeschlechtlichen Elternbeziehung dieses Bedürfnis stillen kann. Was vielmehr entscheidend ist, formuliert Karl an einer Stelle der Geschichte: „auch wenn man nicht der Papa oder die Mama von jemandem ist, kann man sich trotzdem so fühlen.“ Die Bilder der Frankfurter Illustratorin Anke Kuhl unterstreichen auf bemerkenswert schöne Weise Nilssons Gefühl für das Alltägliche. Ihr charmanter Hang zum leicht Verschrobenem und Unangepasstem machen ihre Glaubhaftigkeit und Stärke aus. Alles in allem ein wundervoll gelungenes Kinderbuch zum Vorlesen für Kinder ab 7 Jahren. Anrührend und ehrlich, das perfekte Buch für die Vorweihnachtszeit.
Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt