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Autor
Obreht, Téa

Die Tigerfrau

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
Beschreibung

Natalia ist Ärztin wie ihr Großvater, mit dem sie als Kind oft zu den Tigern in den Zoo ging. Bei diesen Ausflügen las er ihr aus Kiplings Dschungelbuch vor, das immer in seiner Brusttasche steckte. Zwischen diesen beiden Gewohnheiten des Großvaters spannt die Ich-Erzählerin Natalia sein ganzes Leben auf. Ein Roman in guter osteuropäischer Erzähltradition? Nein, mehr als das. Doch lassen wir uns erst einmal in den Balkan entführen.

Verlag
Rowohlt Berlin, 2012
Format
Gebunden
Seiten
416 Seiten
ISBN/EAN
978-3-87134-712-2
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Téa Obreht, geboren 1985 in Belgrad, lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in den USA. Dort veröffentlichte sie erste Erzählungen u.a. im “New Yorker”, in “Harper‘s” und der “New York Times”. Ihr Debütroman “Die Tigerfrau” (2011), der in den USA und England zu einem sensationellen Überraschungserfolg wurde, erscheint in mehr als dreißig Sprachen. Im Sommer 2011 erhielt Téa Obreht den Orange Prize for Fiction, im Herbst wurde “Die Tigerfrau” für den National Book Award nominiert.

Zum Buch:

Natalia ist Ärztin wie ihr Großvater, mit dem sie als Kind oft zu den Tigern in den Zoo ging. Bei diesen Ausflügen las er ihr aus Kiplings Dschungelbuch vor, das immer in seiner Brusttasche steckte. Zwischen diesen beiden Gewohnheiten des Großvaters spannt die Ich-Erzählerin Natalia sein ganzes Leben auf. Ein Roman in guter osteuropäischer Erzähltradition? Nein, mehr als das. Doch lassen wir uns erst einmal in den Balkan entführen.

Die Gewohnheiten des Großvaters stehen für zwei Geschichten, die er erlebt hat: Die Geschichte der Tigerfrau und die des Mannes, der nicht sterben konnte. Letzterem begegnet der junge Arzt zum ersten Mal 1954 in einem abgelegen Dorf beim Militärdienst. Er stellt sich dem Arzt als Gavran Gailé vor, in seinem Nacken stecken zwei Kugeln. Der Großvater wettet mit Gailé um sein Dschungelbuch, dass er die Nacht nicht überleben wird. Er versenkt ihn sogar mit Steinen an den Füßen in einem nahe gelegenen Teich. Doch im Morgengrauen entsteigt Gavran dem Gewässer. Er verabschiedet sich, nicht ohne den jungen Arzt an die Wette zu erinnern und ihm zu sagen, er solle das Buch bei ihrer nächsten Begegnung bereithalten. Noch dreimal werden sie sich wiedersehen, und bei ihrer letzten Zusammenkunft muss Gavran seinen Gewinn eingefordert haben. Bald darauf erfährt Natalia von ihrer Großmutter, dass der Großvater gestorben ist. Während sie in einem Waisenhaus Kinder mit Impfstoffen versorgt, schweifen ihre Gedanken zurück zum Großvater. Natalia wird nach Galina reisen, in das Dorf, in dem er aufwuchs. Als Junge suchte er dort die Freundschaft einer schönen und geheimnisvollen Taubstummen, die den Sohn des Schlachters geheiratet hatte und einen aus dem Belgrader Zoo geflüchteten Tiger pflegte. Mit dem Tod der Tigerfrau endet die Kindheit des Großvaters, mit dem Verschwinden des Buches sein Leben.

Téa Obreht, die als 12-Jährige zur Zeit der Jugoslawienkriege in die USA emigriert ist, gelingt es, den Leser mit skurrilen Anekdoten, in legendenhafter Fabulierkunst ineinander verwoben, auf eine Reise in die Vergangenheit zu schicken. In der Gegenwart jedoch zerfällt ihre Heimat im Krieg in zwei Teile. Die Mythen, in die die Menschen immer noch ihre Hoffnung setzen, enden in desillusionierender Realität. Sie können Osteuropa nicht mehr retten.

Susanne Rikl, München