Zum Buch:
Drei Paare treffen sich in der Normandie, um gemeinsam den 14.Juli, den französischen Nationalfeiertag, zu verbringen.
Denis und Delphine, denen das wunderschön gelegene Ferienhaus gehört, in dem man sich schon seit Jahren am 14. Juli trifft, haben ihre beiden halbwüchsigen Kinder Jeanne und Alex dabei. Nicolas, ein Freund von Denis seit Studienzeiten, reist mit seiner Frau Marie, einer Schauspielerin, an. Und wie immer ist auch Lola, eine ehemalige Kriegsreporterin, mit von der Partie. Diesmal hat sie ihren zwölf Jahre jüngeren Freund Samuel mitgebracht, einer von vielen in einer langen Reihe von Liebhabern.
Alle sehnen sich nach den vertrauten Ritualen: Essen und Trinken im Garten unter der großen Kiefer, Strandspaziergänge, den neuesten Tratsch austauschen. Doch in diesem Jahr ist alles anders, die Beziehungen sind in die Jahre gekommen, das Zusammensein funktioniert nicht mehr so reibungslos und unbeschwert.
Denis und Delphine stehen kurz vor der Trennung, die wenigen Worte, die sie überhaupt noch wechseln, sind gegenseitige Verbalattacken. Marie und Nicolas demonstrieren zwar Nähe, haben aber in Wirklichkeit mit je eigenen Problemen zu kämpfen, von denen der Partner wenig ahnt. Marie ist mit 52 Jahren am Ende ihrer Karriere angekommen, ihr werden nur noch Großmutterrollen angeboten, was ihr ohnehin nicht sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein erheblich erschüttert. Nicolas ist depressiv, doch den Auslöser seiner psychischen Krise hat er Marie bisher verschwiegen. Lola versucht, ihren Problemen mit dem Älterwerden durch immer jüngere Liebhaber zu begegnen.
Nach dem großen Feuerwerk zum 14. Juli, während eines starken Gewitters, verschwindet die fünfzehnjährige Jeanne und taucht erst am nächsten Morgen wieder auf. Die Erwachsenen suchen die ganze Nacht nach ihr, und in dieser Situation treten die Konflikte offen zu Tage. Die Gespräche in der durchwachten Nacht bringen einiges zum Vorschein, viele Wahrheiten werden ausgesprochen. Am nächsten Morgen treten einige der Beteiligten mit der Abreise zugleich die Reise in einen neuen Lebensabschnitt an.
Veronique Olmis Roman besticht durch knappe und klare Sprache, was durch sehr kurze Kapitel noch verstärkt wird. Wie schon in ihren früheren Romanen gelingt es ihr, die Personen mit wenigen Worten sehr genau zu charakterisieren. Dieses Buch, das durch Cover und Titel wie ein leichter Sommerroman daherkommt, birgt viel Stoff zum Nachdenken und ist auf jeden Fall auch mit Vergnügen an kalten Wintertagen zu lesen.
Bettina Raue, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt