Zum Buch:
Morris Duckworth, Cambridge-Absolvent und hochbegabt, hat es nach Italien verschlagen. Besser gesagt, er hat sich dieses Land ausgesucht, um die Leichtigkeit des Seins kennenzulernen und zu genießen. Leider muss er sehr schnell feststellen, dass zu all dem auch das nötige Kleingeld gehört. Mit seinem Job als Englischlehrer kann er sich nicht mal eine anständige Wohnung im Zentrum von Verona leisten. Mühselig versucht er, sein monatliches Einkommen durch Nachhilfe aufzubessern. Dass dies nur mit unbegabten und reichen jungen Italienern möglich ist, verstärkt seinen Frust noch mehr.
Um seinen Intellekt zu testen und der schönen Dinge wegen fädelt er einige gut gelungene Diebstähle ein. Denn Geschmack hat er, anders als Geld, im Übermaß. Der große Coup jedoch wird ihm auf dem Tablett serviert: Die junge, schöne und vor allem aus reichem Hause stammende Massima Trevisan verliebt sich in ihn. Natürlich hat er auch nicht versäumt, ihr den Hof zu machen – in aller Zurückhaltung natürlich, wie es sich einem wohlerzogenen katholischen Mädchen gegenüber gehört. Aber kann man Gefühle lenken und beeinflussen? Er hat auf jeden Fall keinen geringen Anteil daran.
Massima ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass sie beide zusammengehören. Nachdem der reguläre Weg durch ihre Mutter versperrt wird, kommt sie auf die Idee, mit ihm durchzubrennen. Was ihn ein wenig wundert, ist, dass Massima, bei aller Naivität, sehr wohl daran gedacht hat, dass sie dazu auch Geld brauchen. Und so kommt sie nicht mit leeren Taschen, sondern mit einem Batzen ihres angeblich geplünderten Sparbuches.
Dieser Versuchung kann Morris nur schwer widerstehen. Nach einigem, wenig ernsthaftem Zögern ist er auch bald mit dem Vorschlag einverstanden. Dass diese Reise ins „Glück“ für beide nicht so endet, wie sie es sich vorgestellt haben, daran sind die Umstände, die Zufälle und auf jeden Fall Menschen schuld, die weder Stil noch Anstand haben. Das jedenfalls behauptet Morris in all seiner „Unschuld“.
Es ist ein makabres, aber köstliches Lesevergnügen, dass uns Tim Parks hier serviert. Ein wenig erinnert es an Mister Ripley, aber anders als bei Patricia Highsmith ist man hier ab einem gewissen Zeitpunkt auf der Seite des Protagonisten. Tim Parks gelingt es fantastisch, uns für eine Weile jegliche Moral und Mitleid außer Acht und stattdessen mit dem Übeltäter zittern zu lassen.
Brigitte Hort, Eitorf