wunnicke

Drucken

Alle Empfehlungen

Autor
Platthaus, Andreas

1813

Untertitel
Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt
Beschreibung

Die Völkerschlacht bei Leipzig. Vier Tage im Oktober 1813, die die Welt aus den Fugen gerissen und sie wie einen Kompass wieder neu genordet haben. Andreas Platthaus schildert das Geschehen vor, während und nach dem größten Kriegsgemetzel der Geschichte auf sehr anschauliche Weise. Ein ganz besonderes Sachbuch für die kürzeren Herbsttage.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Rowohlt Berlin, 2013
Format
Gebunden
Seiten
480 Seiten
ISBN/EAN
978-3-87134-749-8
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Andreas Platthaus, geboren 1966 in Aachen, hat nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank Wirtschaftswissenschaften, Philosophie, Rhetorik und Geschichte studiert und ist stellvertretender Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Zum Buch:

Wenn Sie „1812“ von Adam Zamoyski und/oder „Die Verlorenen“ von Eckart Kleßmann gelesen haben, in denen diese Napoleons katastrophalen Russlandfeldzug auf so eindringliche Art schildern, dass einem wahrhaftig die Spucke wegbleibt, dann sollten Sie sich „1813. Die Völkerschlacht und das Ende der alten Welt“ von Andreas Platthaus auf keinen Fall entgehen lassen. Auch wenn der Stil der Autoren grundverschieden ist, so erfüllen sie doch alle drei ihr angestrebtes Ziel, nämlich anhand von Augenzeugenberichten und leicht verständlichen historischen Fakten den Leser an den jeweiligen Geschehnissen möglichst nahe teilhaben zu lassen.

Es sind jetzt bald hundert Jahre her, dass sich die nach dem verheerenden Russlandfeldzug geschwächte und bald schon wieder neu erstarkte Grande Armée Napoleons vor den Toren Leipzigs mit den alliierten Truppen ein viertägiges Blutvergießen lieferte, an dessen Ende von den sechshunderttausend Beteiligten, darunter Franzosen, Russen, Preußen, Schweden, Engländer, Österreicher und Italiener, fast hunderttausend Mann den Tod fanden oder sehr schwer verwundet wurden. Die Opfer, die unter der Zivilbevölkerung zu beklagen waren, wurden auch damals schon nicht gezählt.

Vier Tage lang wogten die durch eiskalte Flussläufe und Sümpfe getrennten Schlachtfelder in einer Abfolge von Angriffswellen, Erstürmungen, Verlusten und Rückzügen.
Die Männer wateten knöcheltief im Schlamm und Blut. Der Donner der ununterbrochenen Kanonaden, der beißende Rauch, das Kampf- und Schmerzensgeschrei der Soldaten, das Wiehern tausender verängstigter Pferde – es muss ein furchtbares Gemetzel gewesen sein, an dessen Ende die bereits besiegten Franzosen sich ein letztes Mal ins Schlachtgetümmel warfen und dann den alles andere als geordneten Rückzug antraten. Auch wenn es im Krieg keine Gewinner und nur Verlierer gebe, wie Napoleon einst sagte, so war die alte Welt doch befreit.

Der stellvertretende Feuilletonchef der „FAZ“, Andreas Platthaus, bereitet den Leser in seinem Buch über die Völkerschlacht bei Leipzig in den ersten Kapiteln in aller Gründlichkeit darauf vor, wie es dazu überhaupt kommen konnte – oder besser gesagt, kommen musste. Das ist natürlich äußerst hilfreich und man versteht auch die Zusammenhänge ein wenig leichter. Verschiedene Exkursionen, zum Beispiel über Brockhaus und Goethe, die Platthaus auf essayistische Weise in das Geschehen einfügt, lesen sich zwar ungemein spannend. Doch bremst das hier und da den Lesefluss ein wenig, denn mitunter ist es eben nicht ganz leicht zu behalten, wer noch mal wer ist und auf welcher Seite er nun steht. Aber das ist kein wirklicher Mangel, der Autor kümmert sich schon sehr um seine Leserschaft. „1813“ ist eines dieser Sachbücher, die man sich für die dunkleren, die kürzeren Tage, die unweigerlich anstehen, nur wünschen kann, ein Schmöker, ein Geschichtsschmöker erster Klasse.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln