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Autor
Kinsky, Esther

Banatsko

Untertitel
Roman
Beschreibung

Ginge es bei den deutschen Buchpreisen um die Schönheit und Poesie von Literatur, stünde Esther Kinsky ein Jahr der Ehrungen bevor. Ihr neues Buch »Banatsko« ( deutsch „Banatisches“) ist die poetisch formvollendete Hommage an eine aus der Zeit gefallene Region am Rande Europas.

Verlag
Matthes & Seitz, 2011
Format
Gebunden
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
9783882217230
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Esther Kinsky wurde 1956 in Engelskirchen bei Bonn geboren. Dort studierte sie Slawistik und Anglistik und ist seit 1986 als Übersetzerin literarischer Texte aus dem Polnischen, Russischen und Englischen tätig. Zu den von ihr ins Deutsche übertragenen Schriftstellern gehören u. a. Hanna Krall, Zygmunt Haupt, Aleksander Wat, Magdalena Tulli und Olga Tokarczuk.2002 wurde Esther Kinsky zusammen mit Olga Tokarczuk mit dem Brücke-Berlin-Preis ausgezeichnet. Für ihr übersetzerisches Gesamtwerk erhielt sie 2009 den Paul-Celan-Preis.

Zum Buch:

Ginge es bei den deutschen Buchpreisen um die Schönheit und Poesie von Literatur, stünde Esther Kinsky ein Jahr der Ehrungen bevor. Ihr neues Buch »Banatsko« ( deutsch „Banatisches“) ist die poetisch formvollendete Hommage an eine aus der Zeit gefallene Region am Rande Europas.

Tief hat sie sich eingelassen auf diese Region, auf die Menschen und das Leben im Nichts. Nach 15 Jahren in London verließ sie die Stadt Anfang 2004 und zog nach Budapest. An einem Samstag im Sommer desselben Jahres besuchte sie Battonya, ein 7.000 Seelen zählendes Örtchen im Südosten Ungarns. Als sie ankam, war es schwül, ein Gewitter lag in der Luft. Aus einer muffigen Pension heraus ließ sie den Blick über die Landschaft schweifen, als das Gewitter losbrach. Was am nächsten Tag geschah und ihr Leben veränderte, beschreibt Kinsky in dem Essay »Lektion der Leere« so: »Am nächsten Tag, als die unbefestigten Straßen in Schlammwüsten verwandelt sind, finde ich ein Haus, zufällig wie einen Glücksgroschen am Straßenrand oder eine kleine schwarze Katze im Gras. Ein großes altes gelbes Haus, in dem einst eine Serbin lebte, die Tante von Vidiczki Tivadar, der mir das Haus verkaufen will. Wir sprechen Serbisch, weil ich noch kein Ungarisch kann, einigen uns auf einen Kaufpreis, trinken einen Pálinka darauf und ich nenne ihn Tódor bácsi.«

Sechs Monate später bezieht Esther Kinsky das Haus und lässt sich auf ein Leben in dieser Region am Rande des Vergessens ein. Das Banat Esther Kinskys ist, anders vielleicht als das Banat, das wir aus Herta Müllers Prosa kennen, zunächst einmal ein atmosphärisch dicht aufgeladener Raum. Der Text ist kein Roman im klassischen Sinne, sondern vielmehr eine Sammlung von Impressionen, zusammengehalten von den Reisen in dieser Grenzlandschaft zwischen Ungarn, Rumänien und Serbien.

Das auf ihren Reisen Erlebte, Beobachtete oder Gehörte hat Kinsky in Sätze gegossen, die die Melancholie eines ganzen Landstrichs in große Literatur übersetzen. Ihre eindringlichen Bilder von Landschaft und Menschen glänzen vor allem durch ihren stimmungsvollen und atmosphärischen Ton. „Ich betrachte die Sprache der Dinge“, heißt es an einer Stelle in „Banatsko“. Und der Leser fühlt sich eingehüllt vom Nebel über den schwarz-feuchten Feldern des Banat, spürt, wie ihm die kalte Feuchtigkeit des Herbsts in die Glieder fährt, und verliert sich in der meeresgleichen Weite dieser Landschaft, die ja immer wieder Schauplatz politischer Konflikte und historischer Umwälzungen gewesen ist, die Esther Kinsky jedoch in das Innere ihrer Bewohner und in die Narben ihrer Landschaft schreibt.

Hartmut Büschelmann-Groß, Eulenspiegel Buchladen, Bielefeld