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Zum Buch:

Haben Sie „Ich und die Anderen“ von Matt Ruff gelesen? Für mich sein bestes Buch. Darin schildert er das Leben eines Mannes mit Multipler Persönlichkeitsstörung, der in seinem Kopf ein Haus mit sich herumführt, in dem er all seine verschiedenen Seelen, seine Ichs unter Kontrolle zu halten versucht. Doch gibt es eine Seele, die nicht in dem Haus wohnt, nicht wohnen darf, und die eben dabei ist, die Kontrolle zu übernehmen.
Ich erinnere mich an den Roman, weil ich gerade Robert B. Oxnams Buch „Ich bin Robert, Wanda und Bobby“ lese. Die Geschichte eines Mannes, der irgendwann feststellen muß, daß ganze elf »Andere« in seinem Haus leben, wobei es sich in diesem Fall gleich um eine ganze Burg handelt. Aber das hier ist kein Roman. Auch wird die Außenwelt nur nebenbei berührt, wie »die Autoren« ausdrücklich betonen, handelt es sich hier auch nicht um eine Biographie, vielmehr soll »dieses Buch unsere inneren Erfahrungen als multiple Persönlichkeiten vermitteln. Es geht darum, wie wir mit dem Leben zurechtkommen«.

Nach außen hin sehr erfolgreich, ist der der Mittvierziger Oxnam innerlich ein Wrack, er neigt zu Wutausbrüchen, ist depressiv, alkoholabhängig, und leidet an enormen Gedächtnislücken. Als es nicht mehr geht, sucht er schließlich einen renommierten Psychiater auf, und da geschieht es: Am Ende einer Sitzung wird er gefragt, ob er einen Jungen mit dem Namen Tommy kennen würde. Der verwirrte Oxnam verneint, worauf der Psychiater entgegnet, er habe die letzten fünfzig Minuten mit einem Tommy gesprochen. »Er ist zornig und er steckt in Ihnen.«  
»Soll das ein Witz sein?«
Aber es ist kein Witz. Heute leidet 1 % der weltweiten Bevölkerung an Schizophrenie. Dies ist nicht die Lebensgeschichte von Robert B. Oxnam, dies ist die Lebensgeschichte von den Anderen, von Robert, von Wanda und Bobby, und sie liest sich wie ein unglaublich guter Roman.  

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln