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Autor
Schlachter, Thomas (Hg)

Wodehouse im Krieg

Untertitel
Die Berliner Radioansprachen und ihre Folgen
Beschreibung

Als der 1939 in Oxford zum Ehrendoktor der Literatur gekürte, “vielleicht größte komische Autor des 20. Jahrhunderts”, Pelham Grenville Wodehouse, am 25. Juni 1941 zum ersten Mal vor das Mikrofon des Radiostudios des Deutschen Kurzwellensenders tritt, begeht er die größte Dummheit, den folgenschwersten Fehler seines Lebens. Er liest aus Berichten, die er noch vor kurzem im Internierungslager in Tost (Oberschlesien) zur allgemeinen Belustigung seiner Mitinternierten vorgetragen hat. Die Folge: Wodehouse wird in England als Kollaborateur, Landesverräter, verkappter Faschist beschimpft.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Edition Epoca, 2013
Format
Gebunden
Seiten
192 Seiten
ISBN/EAN
978-3-905513-58-5
Preis
19,50 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

P.G. Wodehouse (1881 – 1975), pointenfroher Prosadichter, verfasste über neunzig Bücher mit Romanen und Erzählungen.

Zum Buch:

Als der 1939 in Oxford zum Ehrendoktor der Literatur gekürte, “vielleicht größte komische Autor des 20. Jahrhunderts”, Pelham Grenville Wodehouse, am 25. Juni 1941 zum ersten Mal vor das Mikrofon des Radiostudios des Deutschen Kurzwellensenders tritt, begeht er die größte Dummheit, den folgenschwersten Fehler seines Lebens. Er liest aus Berichten, die er noch vor kurzem im Internierungslager in Tost (Oberschlesien) zur allgemeinen Belustigung seiner Mitinternierten vorgetragen hat. Die Folge: Wodehouse wird in England als Kollaborateur, Landesverräter, verkappter Faschist beschimpft.

Thomas Schlachter, der bisher alle in der Edition Epoca seit 2000 auf Deutsch erschienenen Werke des “britischen Großhumoristen” neu übersetzt hat, hat in diesem Band zusammengetragen, was der Erhellung des politischen Dramas rund um Wodehouses Radioansprachen dient: die fünf Ansprachen, die unmittelbare Reaktionen von Presse, Schriftstellerkollegen und Politikern aus England und USA, George Orwells im Juli 1945 veröffentlichte “Verteidigungsschrift für P.G. Wodehouse”, die Seiten des Lagertagebuchs “Wodehouse im Wunderland” und die “Absolution per Ritterschlag” durch die Queen, die ihm – wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 1975 – zusammen mit Charlie Chaplin zuteil wurde.

Humor und Attitüde der Ansprachen wie auch der fast identischen Aufzeichnungen aus dem Lager haben mich an “La vita è bella” erinnert, den Film, für den Roberto Benigni am 21.3.1999 den Oscar für den besten fremdsprachigen Spielfilm erhielt. Sich dem todernsten Thema auf humoristische Weise zu nähern, ist also a priori nicht verwerflich. Und – wie die Lektüre der Wodehouse’schen Texte, der Reaktionen und der Analyse des Herausgebers zeigen, war von allen Vorwürfen gegen Wodehouse (außer denen der Unbedarftheit, ja, Dummheit und politischen Ignoranz) keiner haltbar. Lediglich der Zeitpunkt der Aufnahme und Ausstrahlung, von der deutschen Propaganda geschickt gewählt (kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Russland), gab den Ausschlag für die Verurteilung des Arglosen. Eine aufschlussreiche, bereichernde Lektüre rund um den Autor Wodehouse, dessen Humor und dessen Romane es neu zu entdecken gilt.

Susanne Rikl, München