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Autor
Grün, Max von der

Männer in zweifacher Nacht

Untertitel
Roman. Werkausgabe Band I. Herausgegeben von Günther Butkus
Beschreibung

Ein Grubenunglück. Drei Männer sind tief unter der Erde in finsterster Nacht eingeschlossen, Wasser und Luft werden knapp, das Warten beginnt und der Begriff Zeit erhält eine völlig neue Bedeutung.

Verlag
Pendragon Verlag, 2009
Format
Gebunden
Seiten
248 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86532-120-6
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Max von der Grün wurde 1926 in Bayreuth geboren und wuchs in der Oberpfalz auf. 1941 machte er eine kaufmännische Lehre. Er nahm 1944 in Frankreich als Funker im Krieg teil und war drei Jahre in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Von 1951 bis 1964 war er im Bergbau unter Tage tätig. Nach einem schweren Unfall arbeitete er als Grubenlokführer. Von 1964 bis zu seinem Tod im Jahr 2005 lebte er als freier Schriftsteller in Dortmund. Er veröffentlichte neben seinen Romanen und Erzählungen auch Reportagen, Hörspiele, Features, Theaterstücke sowie Kinder- und Jugendbücher.

Zum Buch:

Es ist kurz nach den Feiertagen, »Weihnachten klang in allen noch nach«, und wieder machen sich die Männer in aller Frühe bereit, kontrollieren ein letztes Mal ihre Grubenlampen, rauchen eine letzte hastige Zigarette, ein warmes Frühstück, wie es in der Bergmannssprache heißt, hier und da hört man ein müdes »Glück auf«, dann hält auch schon der Korb und nach zwei Minuten haben sie die vierte Sohle erreicht, achthundert Meter unter der Erde.

Die Gruppe um den wortkargen, ewig missgelaunten Stacho, der sich nach dreißig Jahren unter Tage nur noch nach seinem kleinen Garten sehnt, macht sich auf den Weg zu ihrem Abschnitt. Mit dabei sind Johannes, ein Grünschnabel, der sich in den Ferien ein Zubrot verdient und eigentlich Theologie studiert, und Sepp, ein regelrechtes Arbeitstier und für jeden derben Spaß zu haben. Sie halten Brotzeit. Dann erst beginnt die Arbeit im Flöz. Stunden vergehen so. Und gerade, als Stacho sich darüber wundert, dass keine Mäuse zu sehen sind, und Johannes noch denkt, wie freundlich hier unten alles sein könnte, wäre die Kohle doch nur weiß, während Sepp schuftet und Lore um Lore füllt, da tut es einen mächtigen Knall. Der Berg bewegt sich. Vereinzelt fallen kleinere Brocken in den Stollen. Dann ist alles wieder still. So etwas kommt schon mal vor, beruhigt Stacho, kein Grund, die Arbeit ruhen zu lassen. Kurz darauf erfolgt der zweite Schlag, ein Grollen, wie von einer gewaltigen Brandung, Stützbalken zersplittern, es donnert und kracht und schließlich gerät alles in Bewegung, jetzt heißt es nur noch: »Alles liegen lassen, abhauen!« Aber die Warnung kommt zu spät, der Stollen bricht ein. In finsterster Nacht finden sich Stacho und seine Männer von zwei Seiten eingeschlossen, Wasser und Luft werden knapp, das Warten beginnt, da ereilt den ersten der Gruben-Koller.    Max von der Grün, Autor von „Die Vorstadtkrokodile“, war selbst viele Jahre im Bergbau unter Tage tätig und hat einen schweren Unfall überlebt, er weiß also ganz genau, wovon er spricht. Ich selbst habe als Kind einmal eine stillgelegte Zeche besucht, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie froh ich war, da wieder raus zu sein und das Tageslicht zu sehen.   Auch wenn das Buch vor bergmännischen Fachausdrücken nur so strotzt, lässt es sich ausnehmend gut und flüssig lesen; die Spannungen, die unter den Männern entstehen, die Angst, Hunger und Durst, die tiefe Verzweiflung und der anschließende Grubenkoller – Max von der Grün hat seine ganz eigene Art, das zu beschreiben, ein ganz besonders gekonntes Beispiel des auktorialen Erzählstils. Mit „Männer in zweifacher Nacht“ hat der Pendragon Verlag den ersten Band einer Werkausgabe vorgelegt und gleich einen Volltreffer gelandet.  

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln