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Autor
Guenassia, Jean-Michel

Der Club der unverbesserlichen Optimisten

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Beschreibung

Paris 1959. Die Schüler und Studenten reden sich die Köpfe heiß über den Algerienkrieg, Bill Haley und den Existentialismus. Der zwölfjährige Michel hat wenig Interesse an seinen Altersgenossen, dafür umso mehr an seinem sieben Jahre älteren Bruder Franck, der zum Entsetzen der gutbürgerlichen Mutter Kommunist geworden ist. Im Balto, dem Bistro, das sein Bruder frequentiert, trifft er auf eine Gruppe osteuropäischer Emigranten, die im Hinterzimmer den „Club der unverbesserlichen Optimisten“ betreiben: verfolgte Kommunisten und Nichtkommunisten, Juden, Intellektuelle.

Mit dem “Club” hat Guenas­­sia den Roman einer­­ Genera­­tion, die melan­­choli­­sche Chroni­­k einer­­ Adoles­­zenz gesch­­riebe­­n.

Verlag
Insel Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
687 Seiten
ISBN/EAN
978-3-458-17496-7
Preis
24,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Jean-Michel Guenassia, geboren 1950 in Algier, lebt in Paris. Er war einige Jahre Anwalt und schreibt heute für Fernsehen und Theater. Die Veröffentlichung des Clubs, sein spätes Debüt als Romancier, erregte in Frankreich großes Aufsehen.

Zum Buch:

Paris 1959. Die Schüler und Studenten reden sich die Köpfe heiß über den Algerienkrieg, Bill Haley und den Existentialismus. Der zwölfjährige Michel hat wenig Interesse an seinen Altersgenossen, dafür umso mehr an seinem sieben Jahre älteren Bruder Franck, der zum Entsetzen der gutbürgerlichen Mutter Kommunist geworden ist. Nach der Schule treibt sich Michel in den Bistros des Quartier Latin herum, spielt Tischfußball und schmachtet Francks Freundin an, die schöne Cécile. Im Balto, dem Bistro, das sein Bruder frequentiert, trifft er auf eine Gruppe osteuropäischer Emigranten, die im Hinterzimmer den „Club der unverbesserlichen Optimisten“ betreiben: verfolgte Kommunisten und Nichtkommunisten, Juden, Intellektuelle. Igor, der Arzt, der im Stalinismus fliehen und dabei Frau und Kinder zurücklassen musste, Leonid, der Kriegsheld, der seine Heimat um einer Frau willen verlassen hat, und all die anderen verdienen ihr Brot als Hilfsarbeiter und Taxifahrer, träumen von der Weiterfahrt nach Amerika, streiten, erzählen Witze und spielen Schach. In den nächsten fünf Jahren wird der Club für Michel zur Ersatzfamilie: hier kann er sich von dem ewigen Streit seiner Eltern und ihrer so unterschiedlichen Familien – der Vater stammt aus einer italienischen Arbeiterfamilie, die Mutter aus dem aufstrebenden französischen Bürgertum – erholen, mit dem Verlust des Bruders fertig werden, der in Algerien desertiert ist, wegen Mordes gesucht wird und das Land verlassen muss, sich Rat bei der Eroberung seiner ersten Liebe holen und Unterstützung und Hilfe für seinen Wunsch finden, Fotograf zu werden. Am Ende aber muss er Stellung beziehen in einem alten Streit, der seinen besten Freund unter den Emigranten in den Selbstmord treibt. Der Club wird geschlossen, die Freunde finden ein neues Bistro, und für Michel beginnt ein neues Leben.

„Der Club der unverbesserlichen Optimisten“ ist eine so kunstvolle wie mitreißende Kombination aus Entwicklungsroman und Zeitgeschichte und gleichzeitig ein wunderbarer, atmosphärisch dichter Schmöker, bei dem man erst im Nachhinein merkt, wie viel man gelernt hat: über den Algerienkrieg und seine Wirkungen, die bis heute anhalten, über die Geschichte des osteuropäischen Kommunismus, darüber, wie sich die „große“ Geschichte im „kleinen“ individuellen Leben niederschlägt. Wer noch ein Buch für die Sommerferien sucht, wird hier bestens bedient!

Irmgard Hölscher, Frankfurt am Main