Zum Buch:
Connie Palmen ist eine Menschenfresserin. Sie nimmt Personen aus dem Leben, – sich selbst, ihre Liebsten, Freunde – verleibt sie sich mit ungeheurer, liebevoller Energie ein und macht aus ihnen Romanfiguren. Mal mehr, mal weniger weit vom Original entfernt. In I.M., dem bewegenden Buch über Ihre große Liebe zu Ischa Meijer und seinen frühen Tod, schreibt sie über die realen Personen.
In ihrem neuen Roman wird die Ich-Erzählerin durch eine gesellige Runde in einem Amsterdamer Straßencafé an eine Todesanzeige erinnert, die ihr über 20 Jahre lang nie aus dem Kopf gegangen war. Diese begann mit der Zeile Unser Engel ist gefallen. Gestorben war damals die Frau eines Komponisten, der in Künstlerkreisen sehr bekannt war. Sie war im Urlaub in eine vierzig Meter Tiefe Schlucht gestürzt. Was sofort Anlaß zu wilden Spekulationen gab, (Unfall? Selbstmord?? Mord???), schien dieses Ehepaar doch eher durch obsessive Streitereien als durch Zuneigung verbunden. Durch das Gespräch darüber wird der Erzählerin klar, sie wird über diesen Tod einen Roman schreiben.
Das könnte nun ein Krimi werden und natürlich erzeugt der Wunsch nach endgültiger Aufklärung Spannung. Es ist aber etwas ganz anderes geworden: Eine leicht, locker und romanhaft erzählte Abhandlung über Fiktion und Realität, über die Schwierigkeiten Unklarheiten auszuhalten, über Ideologien, über Altachtundsechziger in den achtziger Jahren und heute, über die Krise der modernen Musik und die (heimliche) Sehnsucht nach Harmonie. Das ist unterhaltsam, witzig, anrührend und verblüfft stellt man hinterher fest, daß so einleichtfüßiger Text doch einen Haken hinterlässt, der einen länger über die darin anklingenden Themen nachdenken lässt, als man beim Lesen vermutet. Ruth Roebke, Autorenbuchhandlung Marx & Co, Frankfurt am Main