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Autor
Pamuk, Orhan

Diese Fremdheit in mir

Untertitel
Roman. Aus dem Türkischen von Gerhard Meier
Beschreibung

Die Hauptfigur dieses Romans ist – wie in anderen Romanen von Pamuk – die Stadt Istanbul und ihre BewohnerInnen. Diesmal steht eine Familie anatolischer EinwandererInnen im Mittelpunkt der Handlung, beispielhaft für ein Kapitel Istanbuler Stadtgeschichte.

Die Geschichte wird von einem Erzähler geschildert, ergänzt durch den Chor der Hauptfiguren, die aus ihrer Sicht die Dinge schildern. Dadurch entwickelt sich ein Kaleidoskop von Lebenslagen, Stimmungsbildern und Charakterstudien. Ein äußerst lebendiger, spannender und lesenswerter Roman ist so entstanden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2016
Format
Gebunden
Seiten
592 Seiten
ISBN/EAN
978-3-446-25058-1
Preis
26,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Orhan Pamuk, 1952 in Istanbul geboren, studierte Architektur und Journalismus. Für seine Werke erhielt er u. a. 2003 den Impac-Preis, 2005 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2006 den Nobelpreis für Literatur.

Zum Buch:

Die Hauptfigur dieses Romans ist – wie in anderen Romanen von Pamuk – die Stadt Istanbul und ihre BewohnerInnen. Diesmal steht eine Familie anatolischer EinwandererInnen im Mittelpunkt der Handlung, beispielhaft für ein Kapitel Istanbuler Stadtgeschichte.

Mevlut, die männliche Hauptfigur, zieht mit 12 Jahren in die Stadt, um dort seinen Vater Mustafa und seinen Onkel Hasan bei der Arbeit zu unterstützen. Beide arbeiten als Straßenverkäufer, was von 1954 bis weit in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Form des Erwerbslebens für die arme Landbevölkerung war. Tagsüber sind die Händler mit Joghurt unterwegs, abends mit Boza, eine Art traditionelles Landbier aus Hirse mit ca. 0,5-1,0% Alkoholgehalt.

Mevlut und sein Vater lassen sich am Rande Istanbuls nieder, wo schnell Viertel mit armenischer, alevitischer, griechischer, muslimischer Bevölkerung entstanden. Sie leben in einem Gecekondu, einem tragenden Element der städtischen Architekturgeschichte. „Das Gecekondu bestand aus einem einzigen Zimmer und einem angebauten Klo mit einem Loch in der Mitte. Aus dessen scheibenlosen Fensterchen hörte man nachts in fernen Vierteln Hunde heulen und bellen.“ (S. 60)

Neben dem Arbeitsleben spielt die Familien- und Ehegeschichte eine tragende Rolle in diesem Roman. Mevlut verliebt sich auf einer Hochzeit in ein junges Mädchen und schreibt ihr, wie er glaubt, drei Jahre lang zärtliche Briefe. Die aber gehen nicht an die geliebte Samiya, sondern an deren ältere Schwester Rayiha, denn ein intriganter Verwandter hat ihm den falschen Namen genannt. Mit Hilfe des selbst an Samiya interessierten Süleyman entführt er Rayiha und erkennt zu spät, dass er einem Betrug aufgesessen ist.

Das Leben Mevluts dreht sich um Arbeit und Familie. Die Folie des Romans bildet die politische Geschichte der Türkei – die diversen Militärdiktaturen, der Konflikt mit Griechenland, der Aufstieg der AKP. In einem Anhang werden diese Informationen noch einmal ausführlicher behandelt.

Die Geschichte wird von einem Erzähler geschildert, ergänzt durch den Chor der Hauptfiguren, die aus ihrer Sicht die Dinge schildern. Dadurch entwickelt sich ein Kaleidoskop von Lebenslagen, Stimmungsbildern und Charakterstudien. Ein äußerst lebendiger, spannender und lesenswerter Roman ist so entstanden.

Regine Hagedorn, Eulenspiegel Buchladen, Bielefeld