Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Eugenides, Jeffrey

Die Selbstmord-Schwestern

Untertitel
Roman. Aus d. Amerikan. v. M. Sandberg-Ciletti
Beschreibung

Eine Gruppe junger Männer erzählt aus einem Abstand von 20 Jahren die Geschehnisse eines langen, heißen, schrecklichen Sommers Anfang der 70er Jahre in einer amerikanischen Kleinstadt. Der Sommer wurde bekannt als Sommer der Selbstmorde. Fünf Schwestern nehmen sich nacheinander das Leben. Ein bewegendes Debüt.

Verlag
Rowohlt, 2004
Format
Gebunden
Seiten
251 Seiten
ISBN/EAN
978-3-498-01671-5
Preis
17,90 EUR

Zum Buch:

Der Titel ist Programm und so geht es bereits auf der allerersten Seite richtig zur Sache, ohne das übliche Vorspiel. Es Sommer. Ein unerträglich heißer Sommer. Wir befinden uns in einem unscheinbaren gepflegten Nest in der Nähe von Detroit, in dem Jeder Jeden kennt, wo Hunde sich vor der Hitze unter Veranden verkriechen und wo der Milchmann sich die Zeit nimmt, auf ein Schwätzchen zu bleiben. Irgendwann zu Anfang der siebziger Jahre. Von einem Baumhaus aus beobachtet eine Jungen-Clique das gegenüber der Straße liegende Vorgartenhaus der Familie Lisbon. Aus einem der oberen Fenster hat sich die jüngste der fünf Lisbon-Schwestern, die dreizehn-jährige Cecilia, in den Tod gestürzt. Ihr erster Selbstmordversuch liegt gerade mal zwei Wochen her, sie hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten, konnte jedoch im letzten Moment noch gerettet werden. Im Verlauf dieses Sommers werden sich alle Lisbon-Schwestern das Leben nehmen. Sei es auf diese oder jene Art. Die Jungen, die von den ebenso schönen wie rätselhaften Schwestern fasziniert sind, dokumentieren diesen für alle schockierenden Sommer und erzählen nun aus einem Abstand von zwanzig Jahren dessen Geschichte. Die Tragödie der Selbstmord-Schwestern. Jeffrey Eugenides` Erstlingswerk beeindruckt allem voran durch die Art der Erzählweise. Den ungewöhnlichen Blickwinkel. Einzig aus der Perspektive dieser Handvoll Jungen erfährt der Leser etwas über die Hintergründe, die die mysteriösen Schwestern in den Selbstmord trieben. Sie schrecken, in ihrer Gier, das Geheimnis um die Mädchen zu enträtseln, sogar nicht davor zurück, einen Tunnel zum Keller des lisbonschen Hauses zu graben. Sie sammeln alles, was sie in die Finger kriegen können und hüten es wie einen Schatz. Beweismittel für den Verlust ihrer eigenen, jugendlichen Unschuld. Denn mit den Geschehnissen um die fünf Schwestern, dokumentieren sie ebenfalls einen tiefen Einschnitt in ihrem eigenen Leben. Mir hat “Middlesex” gefallen. Aber “Die Selbstmord-Schwestern” halte ich persönlich für das gerade durch seinen Erzählstil überzeugendere Buch. Ich hatte mitunter das Gefühl, als würde mir jemand diese Geschichte direkt ins Gesicht erzählen. Eugenides hält dieses Tempo und die Plastizität bis zur letzten Seite durch. Mann gönne sich daher einen Tag Ruhe und lese es gleich ein zweites Mal, die Spannung gewinnt eher noch dazu. Man kann die Hitze dieses Sommers beinahe knacken hören. Axel Vits, Der Andere Buchladen, Köln