Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Fabre, Jean-Henri

Der heilige Pillendreher

Untertitel
Ein elektroakustisches Hörbuch. Sprecher: Gerd Heidenreich
Beschreibung

Ein plumper, etwa drei Zentimeter großer Käfer schiebt unter augenscheinlicher Mühsal eine Mistkugel im Rückwärtsgang vor sich her und wird dabei zum Helden einer sechzig Minuten langen Geschichte, die so nur ein Gert Heidenreich erzählen kann. „Der Heilige Pillendreher; aus den Erinnerungen eines Insektenforschers“ ist nicht umsonst mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2013 ausgezeichnet worden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
BUCHFUNK Hörbuchverlag. 2013
Format
1 CD, Laufzeit 60 Min.
Seiten
0 Seiten
ISBN/EAN
978-3-86847-120-5
Preis
14,99 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Der Insektenforscher Jean-Henri Fabre (1823-1915) war zunächst Kellner, dann Lehrer, später studierte er Mathematik und Biologie. 1879 kaufte er in Serignan (Departement Vaucluse) ein Landgut, wo er bis zu seinem Tod Insektenforschung betrieb. Seine „Souvenirs entomologiques“ blieben bis heute das umfassendste Werk der Insektenforschung. Fabre schrieb auch Gedichte und Lieder und wurde 1904 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen

Zum Buch:

Leser dieser Rezensionen werden sich erinnern, wie oft und wie sehr ich Gert Heidenreich für seine Arbeit als Hörbuchsprecher bewundert, ja geradezu vergöttert habe. Auch wenn das vielleicht ein bisschen übertrieben klingen mag, aber ich würde ihm auch stillschweigend und wie gebannt zuhören, wenn er seine Einkaufsliste für das Wochenende ablesen würde.

Jetzt also Jean-Henri Fabre, der etwas schrullige und dennoch legendäre Insektenforscher und dessen Erinnerungen an seine Zeit in Serignan, Südfrankreich, wo er bis zu seinem Tod die verschiedensten Kerbtiere beobachtet und minutiös beschrieben hat. Wie zum Beispiel den Heiligen Pillendreher (Scarabaeus sacer), der sich vom Kot pflanzenfressender Säugetiere ernährt und nach der Paarung eine Kugel aus Dung formt, oft viel größer als er selbst, die er dann zwischen seine Hinterbeine klemmt und vor sich her rollt. Und das rückwärts! Findet er nach der ganzen Mühe schließlich ein geeignetes Plätzchen für seine Mistkugel, vergräbt er sie im Boden, woraufhin das Weibchen ihre Eier darin ablegt, damit die geschlüpften Larven sich später davon ernähren können. Soweit die ungefähren Fakten.

Aber Fabre kann es einfach nicht dabei belassen, seinen kleinen Freunden nur dabei zuzusehen, wie sie Kugeln drehen und diese umständlich einen kleinen Anhang hinaufbugsieren, nein, manchmal stellt er ihnen sogar kleine Fallen, indem er zum Beispiel eine Kugel mit stumpfen Nadeln im Boden befestigt und staunend beobachtet, wie die Käfer mit dieser völlig neuen Situation zurechtkommen.

Gert Heidenreich erzählt Fabres Beobachtungen in seiner gewohnten und gekonnten trockenen Manier so nach, dass es nur Freude macht, ihm zuzuhören, wie er von den größeren und kleineren Missgeschicken der Käfer berichtet. Untermalt wird das Ganze von unaufdringlichen Klangarrangements. Nicht umsonst ist dieser Hörgenuss 2013 mit dem Deutschen Hörbuchpreis für das beste Sachhörbuch ausgezeichnet worden. Mein Hörbuchtipp für dieses Jahr, ganz sicher.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln