Zum Buch:
Zwei Philosophiestudenten in Paris beschließen, in ihrem Heimatort an einer Steilküste Korsikas die verwaiste Dorfkneipe zu übernehmen. Eine korsisch-französische Familiengeschichte, ein philosophischer Diskurs und ein sprachliches Feuerwerk – ein Roman über das scheinbar vollkommene, besinnungslose Glück und die Zeit, die darauf folgt.
Männer eines korsischen Dorfes kehren am Morgen von der Jagd heim, um sich in der Dorfkneipe den wohlverdienten Aperitif zu gönnen. Doch die Bar ist geschlossen. Als Matthieu und Libero aus Paris anreisen, um die Kneipe ihres Heimatortes zu übernehmen, planen sie die “beste aller möglichen Welten”, frei nach Leibniz. Aber die kann nur so gut sein wie ihre Bewohner. Wie jedes von Menschenhand geschaffene Reich, das entsteht und erblüht, ist selbst Rom von Anbeginn dem Untergang geweiht gewesen.
Die Idee der beiden ist so einfach wie genial: Mit vier attraktiven Kellnerinnen wollen sie nicht nur die Männer des Dorfes, sonder auch des Umlandes, vielleicht sogar einige Touristen anlocken – was ihnen auch gelingt. Und solange sie den guten Rat eines Freundes beherzigen und die jungen Frauen den Gästen überlassen, geht alles ziemlich bis außerordentlich gut. Dann aber teilt Matthieu die Betten mit den Kellnerinnen, seinen “inzestuösen Schwestern”, ohne sich schuldig zu fühlen, denn das hat in seiner Familie gewissermaßen Tradition. Libero frönt währenddessen der Gerechtigkeit und das wird – auch dies war schon zu alttestamentarischen Zeiten so – nicht bei Auge um Auge, Zahn um Zahn bleiben.
Der Philosophielehrer Ferrari, der selbst über Jahre auf Korsika gelebt hat, entwirft in seinem fünften Roman ein Szenario, das ebenso vandalisch, glänzend, wild, romantisch und verletzlich ist wie die Insel selbst. Der biblische Tonfall und die an die Kapitelanfänge gesetzten Augustinus-Zitate wirken kraftvoll, verstärkend, zuweilen auch parodierend. Presse, Buchhandel und die schriftstellerische Elite Frankreichs waren sich einig, dass der Roman zu den besten des Jahres zählt: 2012 wurde er mit dem Prix Goncourt, dem wichtigsten französischen Literaturpreis, ausgezeichnet.
Susanne Rikl, München