Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Giordano, Paolo

Tasmanien

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Beschreibung

Gibt es einen Ort, an dem wir uns vor allen Fährnissen des modernen Lebens schützen könnten? Einen Ort außerhalb unseres Selbst? Ein desillusionierter, im Herzen gebrochener Mensch begibt sich auf eine Reise und sucht nach Antworten auf die richtigen Fragen. In seinem neuen Roman behandelt Paolo Giordano auf sehr persönliche Weise Themen, die uns alle betreffen: Wie gehen wir mit einer Welt um, die durch die Klimakatastrophe, Terrorismus und nukleare Bedrohung gefährdet ist? Und was bewirkt dieses Wissen in uns? Wie handeln wir?
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Suhrkamp Verlag, 2023
Format
Gebunden
Seiten
335 Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-43132-0
Preis
25,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Paolo Giordano ist 1982 in Turin geboren und promovierter Physiker. Sein Debütroman, Die Einsamkeit der Primzahlen, wurde zum internationalen Bestseller. Er schreibt Drehbücher, Theaterstücke und Kolumnen für den Corriere della Sera. Sein jüngster Roman Tasmanien stand in Italien monatelang auf der Bestsellerliste und gilt als meistgelesenes Buch des Jahres 2022. Giordano lebt mit seiner Familie in Rom.

Zum Buch:

Von allen möglichen Flecken der Welt dient lediglich die am östlichsten Rand des Indischen Ozeans gelegene Insel Tasmanien als ultimativ sicherster Hort, um gegen jegliche Fährnisse der Gegenwart dauerhaft gewappnet zu sein.

Zu dieser Erkenntnis gelangt in Paolo Giordanos neuem Roman der Ich-Erzähler, der, wie der Schriftsteller, mit Vornamen Paolo heißt, ebenfalls von Beruf Autor ist, als Physiker promoviert hat und als gebürtiger Turiner eher widerwillig in Rom lebt.

Nachdem Paolos Frau ohne sein Wissen die Kinderwunschbehandlung abgebrochen hat, befindet er sich in einer tiefen Ehe-, Sinn- und Schaffenskrise. Um sich abzulenken, reist er als auswärtiger Mitarbeiter für die Tageszeitung Corriere della Sera zur UN-Klimakonferenz nach Paris, wo er bei einem engen Freund und ehemaligen Kommilitonen unterkommt, der nach einem erbitterten Scheidungsprozess um das Sorgerecht für seinen Sohn kämpft.

Die während den täglichen Konferenzen stattfindenden, zermürbend langen Diskussionen beginnen Paolo mehr und mehr zu desillusionieren. Er weiß nicht, worüber er schreiben soll, und wird sich selbst zusehends fremder in einer Gegenwart, die ohne Antworten auf die richtigen Fragen nicht auskommt. In seinem Bemühen sucht er den Kontakt zu Insidern, die über Themen wie invasive Arten, Terrorismus sowie die nukleare Bedrohung detailliert Auskunft geben können. Überdies macht er über seinen Freund die Bekanntschaft des extrovertierten und rhetorisch ungemein fähigen Wolkenforschers Novelli, der bald zu einer Art Mentor wird und dessen Auslassungen bezüglich eines Endzeitszenarios tiefe Spuren bei Paolo hinterlassen.

In Paolo Giordanos fünftem Roman gelingt es dem Schriftsteller durch die Wahl eines Alter Egos, eine ganz besondere Nähe zum Leser zu erzeugen, eine Form der Direktheit, der Dringlichkeit und der Verbundenheit. Was bedeutet uns Sicherheit? Was sehen wir als gegeben? Und wo und auf welche Weise könnten wir uns vor dem Auseinanderbrechen auch jener Welt schützen, die – zuweilen tief verborgen – in uns liegt?

Axel Vits, Köln