Belletristik

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Buchempfehlung Belletristik

Autor
Menasse, Eva

Vienna

Untertitel
Roman
Beschreibung

Eine jüdisch-österreichische Familiengeschichte über drei Genera- tionen, die die Bedingungen des Erinnerns reflektiert und die LeserIn gleichzeitig durch viele skurrile und tragik-komische Einzelgeschichten fesselt.

Verlag
Kiepenheuer & Witsch, 2005
Format
Gebunden
Seiten
432 Seiten
ISBN/EAN
978-3-462-03465-3
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

So hat lange niemand mehr erzählt. Eva Menasses Familiensaga fängt von Wien aus ein ganzes Jahrhundert ein. Von der Vergangenheit bleibt nur, was erzählt wird. Eva Menasse macht das Erinnern zum Ausgangspunkt des Erzählens und entwirft mit den fulminanten Geschichten einer Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln den Bilderreigen einer Epoche.

Zum Buch:

Eva Menasse erzählt das Leben einer Wiener Familie mit jüdischen Wurzeln über drei Generationen hinweg. Der Großvater kann dank seiner nichtjüdischen Frau in Wien überleben, zwei Söhne werden nach England verschickt. Der ältere setzt alles daran in die Armee aufgenommen zu werden, muß aber dann im Dschungel von Burma kämpfen anstatt seine Eltern zu befreien. Der jüngere findet liebevolle Pflegeeltern in einem kleinen Dorf, hat bei der Rückkehr die deutsche Sprache ver- gessen und wird Fußballnationalspieler für Österreich. In der nächs- ten Generation gibt es die Erzählerin, einen älteren rebellischen Halbbruder (in dem sich Züge von Robert Menasse erkennen lassen), eine jüngere angepaßte Schwester und zwei Vettern. Drumherum viele skurrile Verwandte, Bekannte und Wiener Originale. Die Erzählerin sagt später von sich selbst, sie hätte gerne eine eigene Meinung gehabt. Im Laufe des Buches wird aber immer deutli- cher, daß die Geschichten, die die Erzählerin wiedergibt, eigentlich Familienmythen sind, die immer weitererzählt und verändert wurden, und daß die Wahrheit dahinter nicht immer rekonstruierbar ist, bzw. daß es nicht eine Wahrheit für alle gibt. So setzten sich die Enkel auf unterschiedliche Weise mit dem Judentum auseinander und die Väter müssen erfahren, daß sie, die vor der Judenverfolgung fliehen mußten, wegen ihrer nichtjüdischen Mutter heutzutage gar nicht als Juden anerkannt werden. Oder auch der angeheiratete Onkel “Königsbee” aus der Großeltern- generation, der Fremdwörter und Zitate durcheinanderbrachte woraus dann geflügelte Worte einer Art Privatsprache der Familie enstanden, z.B. “Pater semper imperfectus”, was auch als Motto über den vielen Vater-Sohn-Konflikten im Buch stehen könnte. Später wird der Er- zählerin klar, daß die meisten “echten Königsbees”, über die die Familie in ihrer Kindheit lachte, wohl von ihrem Halbbruder und dem älteren Vetter erfunden wurden. Eva Menasse schafft es, einerseits einen Familienroman zu schreiben, der den Leser mit vielen Einzelgeschichten und -charakteren in seinen Bann zieht, andererseits aber das Erinnern innerhalb der Familie in Frage zu stellen. Nicole Eckert, ROSTA Buchladen, Münster