Zum Buch:
The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket, wie der Titel im Original heißt, ist der einzige Roman, den Edgar Allen Poe jemals geschrieben hat, und als er 1837 in dem äußerst renommierten Verlag Harper erschien, da erwies er sich als totaler Flop. Gegliedert in 25 Kapitel sowie einem Vor- und einem Nachwort, wird darin die unglaubliche Reise der Titelfigur beschrieben, wobei gleich zu Anfang nicht ganz deutlich ist, wer diese Geschichte denn nun wirklich erzählt, bringt Poe sich doch selbst ins Spiel und gibt dem Ganzen durch Exkursionen über Seemannschaft und Naturschauspiele noch dazu den Anstrich eines Tatsachenberichts. Ein Verwirrspiel, meisterhaft in Szene gesetzt durch die Regie von Klaus Steringer und – natürlich – Christian Brückners Stimme. Der Mann könnte auch einen Einkaufszettel vorlesen, am Ende käme dabei immer noch ein besonderes Hörerlebnis heraus.
Nebenbei bemerkt hörte ich mir dieser Tage seine ebenfalls ungekürzte Lesung von Moby Dick an. Absolut empfehlenswert. Aber zurück zu dieser Geschichte hier. Der junge Pym hatte immer schon etwas übrig für die Seefahrerei, und so verschafft er sich eines Tages einen Platz als blinder Passagier auf einem Walfänger, in dessen Bauch er sich, eingezwängt in eine rohe Kiste, tagelang versteckt hält und beinahe den Verstand verliert. Im Anschluß an seine Rettung zerschlägt er sogleich eine Meuterei, indem er sich als Gespenst verkleidet, überlebt daraufhin einen gewaltigen Sturm, der das Schiff leck schlägt und ihn sowie drei weitere Männer auf dem schrägen Deckboden dahin treiben läßt wie auf einem Floß. Sie kommen um vor Durst und Hunger. Irgendwann sind sie dann soweit und ziehen Strohhalme. Das Handelschiff, das die Überlebenden aufnimmt, fährt weiter in Richtung Süden, weiter, als jemals ein Schiff sich vorgewagt hat. Aber die Katastrophen nehmen nicht ab, im Gegenteil. Vielleicht die phantastischste Geschichten, die jemals erzählt wurde. Aber hören Sie selbst.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln