Sachbuch

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Buchempfehlungen Sachbuch

Autor
Bauer, Yehuda

Der Tod des Schtetls

Untertitel
Aus dem Englischen von Klaus Binder
Beschreibung

In „Der Tod des Schtetls“ beschreibt der große Holocaust-Historiker Yehuda Bauer den unaufhaltsamen Untergang tausender jüdischer Gemeinden in Osteuropa und stellt zugleich dar, wie dort das tägliche Leben in der Zeit vor der Shoah aussah. Ohne Zweifel ein beeindruckendes, ein ergreifendes Stück Geschichte.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Jüdischer Verlag, 2013
Format
Gebunden
Seiten
364 . Seiten
ISBN/EAN
9783633542536
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Yehuda Bauer, geboren 1926, ist ein israelischer Historiker und emeritierter Professor für Holocaust-Studien an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Zum Buch:

Wenn man heutzutage das Wort Schtetl hört, verbindet man damit für gewöhnlich ein kleines, beschauliches Dorf, eine vielleicht irgendwo im Osten Galiziens gelegene Ansammlung von mit Riedgras gedeckten Häusern und Scheunen, die sich um einen flachen Teich herum gruppiert, auf dem Enten oder Schwäne träge ihre Kreise ziehen. Die Wahrheit sieht naturgemäß ganz anders aus: Ein Schtetl bezeichnete eine rein jüdische Gemeinde, die, größtenteils völlig verarmt und untereinander zerstritten, ihren Traditionen und Gepflogenheiten nachhing, und die sich kaum bis gar nicht in die nichtjüdische Gesellschaft einzufügen wusste. Heute geht man davon aus, dass in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg von den drei Millionen polnischer Juden mehr als ein Drittel in solchen über das ganze Land verstreuten Schtetl (Singular: Schtetlech) lebte. In der Mehrzahl in Orten, die weit weniger als zehntausend Einwohner hatten.

Aber wie genau lebten diese Menschen dort? Wie lebten sie vor und wie während der Shoah? Wie veränderte sich ihr Leben, nachdem Polen 1939 zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt wurde, nachdem die ersten Lager eröffnet und Juden getötet und gefoltert wurden? Wie reagierten sie auf die unübersehbare Bedrohung? Blieben sie an Ort und Stelle? Versteckten sie sich in den Wäldern? Blieb jedes Schtetl für sich oder fanden sie sich im vereinten Widerstand zusammen? In jedem Fall bedeutete der Einmarsch der deutschen Truppen in die Sowjetunion zwei Jahre später, mit dem der Massenmord an den Juden begann, das Aus der Schtetl in ihrer ursprünglichen Form. Die meisten von ihnen – und damit zugleich ihre Bevölkerung – wurden dem Erdboden gleichgemacht, ausradiert, ausgelöscht, allein die Namen klingen hier und da heute noch nach, wie sich entfernende Echos. Rowno. Dworzec. Stolpce.

Der renommierte Historiker und Professor für Holocaust-Studien, Yehuda Bauer, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Schtetl dem Vergessen zu entreißen, indem er anhand von zahlreichen Dokumenten und Augenzeugenberichten das Wesen dieser Jahrhunderte alten Lebensgemeinschaften erforschte. Entstanden ist aus dieser minutiösen Kleinstarbeit ein außergewöhnliches Buch, das in dieser umfassenden Form wohl zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit dargelegt wird.
Ein Meilenstein in der Aufarbeitung jüdischer Geschichte.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln