Zum Buch:
Am 20. November 2001 verlässt der Mauretanier Mohamedou Ould Slahi, der in Nouakchott als Elektriker arbeitet, sein Haus, steigt in seinen Wagen und fährt bis zum Polizeihauptquartier, um dort erneut einer Vernehmung unterzogen zu werden. Acht Tage später bringt die CIA ihn nach Amman, dort wird er vom jordanischen Geheimdienst verhört und fast acht Monate später nach Bagram in Afghanistan gebracht. Nach weiteren Verhören landet er zwei Wochen später schließlich in einer Militärmaschine auf dem Flughafen von Guantanamo Bay auf Kuba. Seit dem 4. August 2002 sitzt er dort in einer Einzelzelle, obwohl er weder ein Verbrechen gegen die USA begangen hat noch ihm jemals ein solches zur Last gelegt worden ist.
Dies ist seine Geschichte, von ihm selbst erzählt und aufgeschrieben, und wenn man das Tagebuch dieses jungen Mannes liest, der seit zehn Jahren und mehr unschuldig in Guantanamo gefangen sitzt, dann kommen dabei verschiedene Emotionen auf, zum Beispiel Verachtung und Zorn gegenüber seinen Peinigern, Ungläubigkeit und völliges Unverständnis gegenüber einem System, dass trotz nachweislicher Fehleinschätzung an seinen zweifelhaften Methoden festhält, aber – so unglaublich das klingen mag – mitunter auch helle Freude, denn der Mann hat, allen Widrigkeiten zum Trotz, seinen Humor ganz und gar nicht verloren.
Slahi selbst, der von seinem Leben und selbst von abstoßenden Folterpraktiken in völlig nüchternem Ton erzählt, greift dabei kein einziges Mal die Frauen und Männer an, die ihm das angetan haben, das Einzige, was für ihn zählt, ist Gerechtigkeit.
Und dass er wieder nach Hause darf, nach Nouakchott.
Das Tagebuch ist stellenweise vom Geheimdienst geschwärzt worden, man darf nur hoffen, dass mit der baldigen Freilassung Slahis sowie seiner Mitgefangenen die ganze Wahrheit ans Licht der Öffentlichkeit kommen wird.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln