Zum Buch:
Am Anfang der Erinnerungen – so mögen wir das auch – steht die Geburt Taboris 1914 in Budapest. Es ist der 23. Mai, der kleine Kopf ragt schon in die Welt hinaus, da kommt die abergläubische Großmutter in die Stube der Wöchnerin geeilt und ruft: “Warte, warte noch ein Weilchen! Der 24. morgen ist ein Sonntag, mach es zu einem Sonntagskind!” Tabori: “Also zog ich mich wieder zurück, bis es Sonntag war.” – Die arme Mutter! Tabori hat jüdische Eltern, ein Unglück in dieser Epoche. Zur Ausbildung im Hotelfach wird George von seinem Vater nach Berlin gebracht. Nach dem Reichstagsbrand packt er schleunigst die Koffer und reist nach Budapest zurück. Es gelingt ihm, die britische Staatsbürgerschaft zu bekommen, er arbeitet als Kriegsberichterstatter in der Türkei, wohin er versucht 1942 seine Eltern zu bewegen. Die Eltern folgen ihrem Sohn nicht, der Vater wird in Auschwitz vergast, die Mutter überlebt in Verstecken. Mehr verraten wir hier nicht. Ursula Ott, Georg Büchner Buchladen, Darmstadt. Über George Tabori George Tabori ist eine Ausnahmeerscheinung in mehrfacher Hinsicht: Als ungarischer Jude mit britischem Paß gibt er seit bald dreißig Jahren dem Theater in Deutschland und Österreich entscheidende Impulse. Er bekam mit dem Büchner-Preis die höchste an einen deutschsprachigen Schriftsteller zu vergebende Auszeichnung und schrieb doch alle seine Werke in englischer Sprache. Einige seiner Stücke gehören zum festen Bühnenrepertoire, und noch die bösesten Verrisse einer Premiere verweisen auf die unangefochtene Integrität seines Gesamtwerks, in dem unser von Krieg, Verfolgung und Vernichtung geprägtes Jahrhundert auf eine schrecklich-schöne Weise reflektiert wird. Tabori ist stets ein Außenseiter geblieben, der sich jedem Karrieregedanken verweigert hat.(aus text & kritik)