Zum Buch:
Der Atlantische Ozean, auch Atlantik oder „Der große Teich“ genannt, ist nach dem Pazifik der zweitgrößte Ozean der Welt. Die von ihm bedeckte Fläche beträgt, einschließlich der Nebenmeere, 106 Millionen Quadratkilometer, was einem Fünftel der Erdoberfläche entspricht. Er liegt fast ausschließlich auf der Westhalbkugel, und seine durchschnittliche Wassertiefe liegt bei 3300 Metern. Aber das sind nur die reinen Fakten, die man in jedem halbwegs vernünftigen Atlas nachschlagen kann. Ohne Frage äußerst imposante Fakten. Doch richtig vorstellen kann man sich so etwas ja eh nicht.
Aber das, was sich hinter diesen Fakten, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Zahlenbeispielen verbirgt, also die wahre Geschichte, die ist dann eine ganz andere, und sie beginnt, wie könnte es auch anders sein, mit einer Seereise. Gerade mal achtzehn Jahre alt, unternimmt der Autor Simon Winchester im Sommer 1963 seine erste Atlantiküberquerung auf einem Ozeandampfer, die ihn von Liverpool nach Montreal führt. Da ihm für die 100 Dollar, die er damals für die Passage hatte aufbringen müssen, nur eine Viermannkabine zusteht, die sich noch dazu weit unter der Wasserlinie befindet, verbringt er so viel Zeit wie nur möglich an Deck und kann sich bald schon nicht mehr losreißen von dem, was er da tagtäglich sieht: Das schier endlose Nichts.
In den nächsten Jahrzehnten folgten weitere Überquerungen, und auch wenn sich, was seine Unterbringung anging, der Komfort – wie auch die Preise – um einiges erhöht hatte, so ließ er es sich doch nicht nehmen, weiterhin an der Reling zu stehen, bei Wind und Wetter in die Weite zu blicken und das Geschaute in sich aufzunehmen. Seine Faszination für den Atlantik trieb bald schon Wurzeln, er recherchierte und sammelte alles, was es darüber zu wissen gab. Und dann, als er damit durch war, machte er sich auf den Weg, um die Geschichten zu sammeln, die in keinem Buch stehen – Geschichten von Menschen, von Völkern, deren Geschicke seit unvordenklicher Zeit mit dem großen wilden Ozean auf das Engste verbunden sind. Alte Geschichten. Neue. Entstanden ist so die Biographie eines Ozeans, die weit über das hinausgeht, was man für gewöhnlich als spannend zu lesen bezeichnet. Sie vereint nicht nur all das, was man über den Atlantik wissen zu müssen glaubt, sie geht noch ein großes Stück weiter, indem sie uns auf eine sehr persönliche Reise mitnimmt, die man nicht wieder vergessen, die man gerne und oft weiter erzählen wird.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln