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Die Entscheidung

Autor
Bisky, Jens

Die Entscheidung

Untertitel
Deutschland 1929 bis 1934
Beschreibung

Die ungestümen Jahre in Deutschland zwischen 1929 und 1934 waren durchweg geprägt von politisch motivierten Gewalttaten sowie dem Erstarken einer sich gegen jegliche demokratische Prinzipien richtende Front Unzufriedener, was schließlich zum Niedergang der Weimarer Republik führte. Und dennoch waren es auch Jahre grundlegender Entscheidungen, durch die sich die Etablierung eines totalitären Herrschaftssystems womöglich noch hätte abwenden lassen können.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Rowohlt Berlin, 2024
Seiten
640
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-7371-0125-7
Preis
34,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Jens Bisky, geboren 1966 in Leipzig, studierte Kulturwissenschaften und Germanistik in Berlin. Er war lange Jahre Feuilletonredakteur der «Süddeutschen Zeitung» und arbeitet seit 2021 am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er ist Autor viel beachteter Bücher, darunter «Geboren am 13. August» (2004), «Unser König. Friedrich der Große und seine Zeit» (2011) und «Berlin. Biographie einer großen Stadt» (2019). 2017 verlieh ihm die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.

Zum Buch:

November 1928. Im holsteinischen Dorf Beidenfleth steht die Pfändung zweier Ochsen an, deren Besitzer sich angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage außerstande sehen, ihre Steuerschuld zu begleichen. Doch müssen die Beamten unverrichteter Dinge wieder abziehen, da sie sich einer mit Stöcken und Forken bewaffneten Gruppe Unzufriedener gegenübersehen, deren Wut auf die Beschlüsse der Republik sich in Form von Schmährufen und antisemitischer Hetze entlädt.

Die allgemeine Stimmung in der noch relativ jungen Weimarer Republik ist aufgeladen. Politisch motivierte Gewalttaten unter Kommunisten, Sozialdemokraten und den zusehends an Wählerschaft gewinnenden Nationalsozialisten beherrschen die Schlagzeilen, fast täglich kommt es auf den Straßen zu blutigen Auseinandersetzungen.

Im Oktober 1929 stirbt der Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann, durch den die Republik nicht nur ihren über die Grenzen Europas hinaus angesehenen Außenminister verliert, sondern zugleich einen bedeutenden Politiker und gewichtigen Entscheidungsträger.

Als dann mit dem noch im selben Monat stattfindenden New Yorker Börsencrash die einsetzende Weltwirtschaftskrise allein in Deutschland über sechs Millionen Arbeitslose in die Straßen spült, befinden sich darunter genügend Veteranen, die an der Dolchstoßlegende festhalten und für die der Krieg keineswegs mit dem sogenannten Schandfrieden von Versailles im Jahr1918 geendet hat. Die Masse der Unzufriedenen und Verratenen sieht sich vielmehr in die Pflicht genommen, rigoros gegen Juden und Kommunisten vorzugehen, um ein neues Deutschland zu erschaffen.

Damit war das Ende der Weimarer Republik besiegelt. Doch gab es, wie Jens Bisky in seiner groß angelegten, überaus aufschlussreichen Schilderung der Ereignisse der Jahre 1929 bis 1934 darlegt, keinen besonderen Schlüsselmoment für den Niedergang der Republik, vielmehr bestand immer noch die Möglichkeit, sich für das politische Prinzip der Demokratie zu entscheiden, um die bevorstehende Katastrophe, die Etablierung eines faschistischen Herrschaftssystems, abzuwenden zu können.

Axel Vits, Köln