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Das Alibi

Autor
Villalobos, Juan Pablo

Das Alibi

Untertitel
Roman. Aus dem mexikanischen Spanisch von Carsten Regling
Beschreibung

In Das Alibi erzählt Juan Pablo Villalobos aus der Perspektive eines Schriftstellers einen Tag in seinem Leben und nimmt die Leser*innen mit auf einen unterhaltsamen und aufregenden Ritt durch Barcelona. Das Alibi ist ein Buch, dass ich, nachdem ich es beendet habe, gerne direkt nochmal lesen würde – mit einem Kaltgetränk in der Sonne, am liebsten sofort.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Wagenbach Verlag, 2025
Seiten
128
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-8031-1385-6
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Juan Pablo Villalobos, 1973 in Guadalajara/Mexiko geboren, zog 2003 für seine Promotion nach Barcelona. Dort arbeitete er als Schriftsteller und in einem E-Commerce-Unternehmen. Er hat mehrere international ausgezeichnete und vielfach übersetzte Romane und Reportagen geschrieben. Auf Deutsch erschienen unter anderem ‘Fiesta in der Räuberhöhle’ (2011) und ‘Ich hatte einen Traum’ (2018). Villalobos lebt mit seiner Familie in Barcelona.

Zum Buch:

In Das Alibi erzählt Juan Pablo Villalobos aus der Perspektive eines Schriftstellers einen Tag in seinem Leben und nimmt die Leser*innen mit auf einen unterhaltsamen und aufregenden Ritt durch Barcelona.

Wir begleiten den Erzähler bei seinen Aufgaben als Vater, Ehemann – und als Schriftsteller, ein Beruf, bei dem ein Alltag schwer erkennbar ist, wie auch er selbst mehrfach feststellt, denn regelmäßig muss er sich dafür rechtfertigen. So erfindet er Berufe, um nicht erklären zu müssen, dass er ja eigentlich nur schreibe, keine feste Arbeitsstruktur habe. Gerne gibt er an, Viehzüchter zu sein, aber bei der Friseurin, deren Vater ebenfalls Vieh züchtet, muss er diese Taktik aufgeben, als sie Nachfragen zu Kuhrassen stellt. Er steht vor dem Problem, dass ihn das als Lügner dastehen lässt, der ein Alibi braucht – er befürchtet, sie könnte denken, er sei Drogenhändler, da er aus Mexiko stammt.

Das Alibi stellt ein wiederkehrendes Element dar, sämtliche Figuren sind auf der Suche nach Alibis, die Motive bleiben oft im Dunkeln. In rasendem Tempo findet sich der Erzähler in Situationen wieder, die auf den ersten Blick absurd scheinen, und sich dann doch wieder nur als Alibi für ganz alltägliche Konflikte erweisen.
Der Text ist durchgängig ein Gedankenstrom. Als Leserin nimmt man teil an den Reflexionen über das Schreiben, die Abwägungen von Stilmitteln und Pointen. Dabei fühlt man sich immer wieder bei den eigenen Leseerwartungen ertappt.

Villalobos gibt dabei einerseits Einblicke in die Praxis des Schreibens bei seiner Erzählerfigur: Literatur als Erfahrung findet er langweilig, er ist Vertreter der Literatur als Vorstellungskraft. Zugleich vermittelt er einen Einblick in die Gegenwart Barcelonas. Auf komisch-tragische Weise offenbart sich die neoliberale Entwicklung der Arbeitswelt in Spanien, die fortgeschrittene Gentrifizierung der Stadt, die Netzwerke lateinamerikanischer Einwanderer (aus der Mittelschicht). Ob es bei Das Alibi aber um die Geschichten hinter der Geschichte geht oder einfach nur um einen Tag im Leben eines glücklichen Schriftstellers, bleibt offen.

Das Alibi ist ein Buch, dass ich, nachdem ich es beendet habe, gerne direkt nochmal lesen würde – mit einem Kaltgetränk in der Sonne, am liebsten sofort.

Caro Geißler, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt