Zum Buch:
George Walker hat es bisher nicht übers Herz bringen können, seiner Frau Isabelle zu erzählen, dass er Nachricht vom Tod ihres Sohns erhalten hat. Der war in den letzten Tagen des Bürgerkriegs auf Seiten der Konföderierten gefallen, jedoch unter eher unrühmlichen Umständen, wie George nun weiß. Um sich abzulenken, streift er durch den an seine Farm grenzenden Wald, als er zufällig auf die Brüder Pentriss und Landry trifft, zwei ehemalige Sklaven, die sich nach ihrer Freilassung auf die Suche nach ihrer an einen Händler verkauften Mutter begeben wollen. Da sie, um in den Norden zu gelangen, Geld benötigen, bietet George ihnen an, auf seiner Farm zu wohnen und zu arbeiten.
Die drei Männer freunden sich bald an, und auch Isabelle, die eine Zeit brauchte, um ihrem Mann zu verzeihen, dass er sein Wissen so lange für sich behalten hat, gibt irgendwann ihre Gefühlskälte auf und findet ebenfalls Gefallen an den Brüdern.
Doch eine solche Verbindung können die Bewohner des Städtchens Old Ox nicht gutheißen. So kurz nach Kriegsende kehren immer mehr von dessen Ausgang enttäuschte Soldaten heim, die ihre Sklaven gerne wieder auf den Baumwollfeldern sehen wollen. Als es zu einem grausamen Mord kommt, gerät die Situation außer Kontrolle, sodass sich auch George und Isabelle entscheiden müssen, auf welcher Seite sie wirklich stehen.
Gleich mit seinem Debütroman Die Süße von Wasser hat Nathan Harris einen riesigen Erfolg gelandet, mit dem er es sogar bis auf die Longlist des renommierten Booker Prize schaffte. Der Roman lässt sich ungemein flüssig lesen, da die Charaktere ebenso glaubhaft dargestellt sind wie die teils raue Atmosphäre, in der die Handlung spielt, sodass es dem Leser leicht fällt, sich in die Geschehnisse jener Zeit einzufinden. Harris’ teils sehr bewegender Roman wird in einer warmen, unspektakulären Sprache erzählt, wodurch die Handlung noch mehr in den Vordergrund drängt. Doch ist es gerade diese gefühlvolle Zurückhaltung, die Harris’ Begabung ausmacht und den Leser mit Hochspannung auf das Ende zueilen lässt.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln