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Im Pamir

Autor
Seisenbacher, Priska

Im Pamir

Untertitel
Vom besonderen Leben in einer entlegenen Welt. Priska Seisenbacher bereist das Hochgebirge in Afghanistan, China, Kirgistan und Tadschikistan.
Beschreibung

Wenn man Glück hatte, konnte man unter dem Weihnachtsbaum auch bibliophile Entdeckungen machen: zum Beispiel Im Pamir, ein wunderschönes, großformatiges Buch der jungen Autorin und Fotografin Priska Seisenbacher. Auf 200 Seiten nimmt sie uns mit nach Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan und China. Ihr offener, kluger Blick erschließt auf besondere Weise eine entlegene Region der Welt, über die die meisten von uns vermutlich wenig wissen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Reisedepeschen Verlag, 2020
Seiten
208
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-96348-011-9
Preis
39,90 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Priska Seisenbacher, 1990 geboren, ist Fotografin und Autorin mit den Schwerpunkten Iran, Zentralasien und Seidenstraße. Der Pamir hat sie so fasziniert, dass sie seit 2016 regelmäßig dorthin zurückkehrt, um noch mehr von den kulturellen, historischen und politischen Zusammenhängen, die das Leben der Menschen im Pamir bestimmen, zu erfahren. Für ihr Portfolio über Afghanistans Wakhan gewann sie 2017 den Timothy Allen Scholarship Award im Rahmen des Xposure International Photography Festivals. Priska Seisenbacher hat zahlreiche Reisereportagen, Bücher und Kalender veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Zum Buch:

Wenn man Glück hatte, konnte man unter dem Weihnachtsbaum auch bibliophile Entdeckungen machen: zum Beispiel Im Pamir, ein wunderschönes, großformatiges Buch der jungen Autorin und Fotografin Priska Seisenbacher. Auf 200 Seiten nimmt sie uns mit nach Afghanistan, Tadschikistan, Kirgisistan und China. Ihr offener, kluger Blick erschließt auf besondere Weise eine entlegene Region der Welt, über die die meisten von uns vermutlich wenig wissen. Karten über die Region, geografische Besonderheiten, Ethnien und Sprachfamilien verschaffen gleich zu Beginn einen Überblick. Faszinierend sind die Beschreibungen der Begegnungen mit all den Menschen, die die Autorin auf ihrer Route trifft. So wird sie im Bus Richtung chinesische Grenze zu Anfang von den Mitreisenden noch gemustert und beobachtet, doch irgendwann ist sie akzeptiert und sitzt, eingeklemmt zwischen prallen Säcken und vielgestaltigen Gepäckstücken, wie alle anderen im schaukelnden Gefährt. Als einige mitreisende, zunehmend betrunkene Männer ihr verbale Anzüglichkeiten zurufen, die sie auch ohne Russischkenntnisse bestens versteht, weil Ton und Blicke universell zu sein scheinen, nimmt eine fremde Frau sie an der Endhaltestelle wie selbstverständlich mit nach Hause, teilt Abendessen und Schlafstätte mit ihr. Intuitive Solidarität unter Frauen zum Schutz vor möglichen Übergriffen betrunkener Männer.

Hochwertige und sorgsam ausgewählte Fotos illustrieren Seisenbachers Reise durch verschiedene Länder, halten Augenblicke fest, machen Erlebnisse auch jenseits von Worten erfahrbar. Priska Seisenbacher setzt im 21. Jahrhundert fort, was Alexandra David-Néel oder Gertrude Bell vor zweihundert Jahren gewagt hatten. Und die Widmung am Anfang des Buches spricht an, was es noch immer bedeutet, sich als Frau alleine auf den Weg zu machen:

„Gewidmet allen Frauen, die sich nicht beirren lassen und alleine reisen,
die noch alleine reisen werden,
und denen, die niemals alleine reisen konnten, auch wenn sie es wollten.“

Gerade jetzt, wo es nur in Gedanken möglich ist, aufzubrechen, nimmt uns die Autorin mit auf das Dach der Welt. „Reisen ist mehr als eine kurze Erholung, es öffnet Horizonte, lässt uns Dinge hinterfragen, lässt uns offener werden im Umgang mit Unbekanntem, weitet den Blick auf unsere Welt“, schreibt der Verlag. Und alles an diesem klimaneutral produzierten Buch scheint mit Bedacht und Liebe gemacht: der haptisch und optisch ansprechende Leineneinband, der Satz, die ausgewählten Fotografien. Den kleinen, in Berlin ansässigen und aus einem Reiseblog entstandenen Verlag #Reisedepeschen sollte man wohl ohnehin im Auge behalten, wenn man etwas für schöne Bücher oder für Horizonterweiterung übrig hat. Im Pamir ist ein außerordentlich empfehlenswerter Einstieg in das Verlagsprogramm und ein mehr als guter Reiseersatz in Zeiten des Lockdowns.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt