Zum Buch:
Der 1978 geborene Journalist und Autor Martin Schäuble hat sich bereits als Student häufig in Israel und Palästina aufgehalten und, weil er den andauernden Konflikt zwischen beiden Völkern nicht nur politisch verstehen wollte, „Stimmen gesammelt“: Er hat mit Menschen auf beiden Seiten gesprochen, hat gefragt und zugehört – wie sie ihre Geschichte verstehen, was sie erlebt haben und wie sie die aktuelle Situation einschätzen.
Wenn Schäuble mit seinem Buch Die Geschichte der Israelis und Palästinenser Schulklassen besucht – und das tut er, seit es 2007 zum ersten mal erschienen ist – stellt er den SchülerInnen als erstes die Frage, wer ihrer Meinung nach zuerst im Heiligen Land lebte. In einem Interview, das er anlässlich des Erscheinens der aktualisierten Auflage des Buches im Deutschlandfunk Kultur gab, sagte er, dass palästinensische ebenso wie israelische SchülerInnen die gleiche Antwort gäben: ihr Volk. Schäuble erklärt, dass diese Region schon seit der Bronzezeit von unterschiedlichen Stämmen besiedelt war und dass die Israeliten wie die Philister (von denen sich der Name Palästinenser herleitet) bereits 1300 v. Chr. dort in unterschiedlichen Teilen lebten. Damit stelle er eine gleichwertige Situation her, von der aus die weitere, stets konfliktreiche Geschichte betrachtet werden kann. Von diesem Gleichgewicht profitiert auch das Buch
Das erste Kapitel umfasst die Zeit bis 1939, als die massenhafte Flucht der Juden aus Europa ihren Anfang nahm. Anschließend wird umfassend und doch kurz und prägnant die Entwicklung aller daraus resultierenden Konflikte bis in die Gegenwart zu verfolgt. Für die neue Ausgabe hat Schäuble die Entwicklung ab 2007 nachgetragen. Kurz bevor das Buch in Druck gehen sollte, geschah am 7. Oktober 2023 der Überfall der Hamas auf Israel, das Massaker und die Geiselnahmen. Damit endet das Buch.
Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Wichtige Dokumente oder Ansprachen sind gekürzt in den Text eingefügt, und Aussagen von Zeitzeugen geben einen – oft beklemmenden – Eindruck von der Zerrissenheit der Menschen. Am Ende jedes Kapitels gibt es „Medientipps“ mit Hinweisen auf Sachbücher, Romane, Graphic Novels, Filme und Internetadressen zu weiterführenden Informationen. Die Haupt-Zielgruppe des Buches sind jugendliche LeserInnen, es ist aber auch für Lesende aller Altersklassen eine kenntnisreiche, informative und vor allem ausgewogene Lektüre. Sehr zu empfehlen!
Ruth Roebke, Frankfurt a. M.