»Kümmre dich um deine Angelegenheiten!« Wer so redet, verbittet sich jede ungebührliche Einmischung von außen. Doch ist die Berufung auf exklusiv »eigene Angelegenheiten« noch gültig oder bereits Symptom einer narzisstischen Störung? Sind wir nicht alle für alle verantwortlich? Dagegen steht der Grundsatz des rationalen Eigennutzes: Ich bin ich.Heute dominieren zwei Modelle. Das universalethische Modell bindet den Einzelnen an die ganze Menschheit. Die Folge: eine globalisierte Fremdsorge, unter welcher die eigenen Angelegenheiten mehr und mehr ausdünnen. Das Modell der Ich-Sorge wiederum bindet den Einzelnen an ein egozentrisches Lebensprogramm. Nun droht die Leerlaufbewegung des um sich kreisenden Selbst: Ich bin ich bin ich…Das Problem der Selbstsorge kreist deshalb um die Frage, wie mitmenschliche Besorgnis mit dem Recht auf Eigensinn ins rechte Lot gebracht werden kann. Dafür scheint, allen zeitgeistigen Widerständen zum Trotz, ein Rückgriff auf den Begriff der Seele fruchtbar. Denn die »Seele«, verstanden als Prinzip der Selbstsorge, definiert das Ideal einer Eigenliebe, die sich gleichermaßen als Weltbejahung, Kampf gegen das Böse und Caritas verkörpert. So gesehen gilt: Selbstsorge ist Seelsorge.