Der Trojanische Krieg ist seit jeher ein Faszinosum. Seit der Antike gibt es unzählige Geschichten mit dem Königssohn, der auszog, die schönste Frau der Welt zu rauben und dadurch nicht nur den Untergang seiner Heimatstadt, sondern zugleich einen ganzen Krieg heraufbeschwor. Während man den Trojanischen Krieg heutzutage als Sage stilisiert, galt er im Mittelalter als historisch gesicherte Tatsache. Eingebettet in die Theorie des Machtübergangs von Ost nach West war er eine wichtige Station im christlichen Weltgeschehen. Doch wie kann Heil – im christlichen Sinn –  erzeugt werden in einer Zeit vor Christi Geburt und damit fern vom neutestamentarischen Heilsgeschehen? Wie kann man tapfere Helden auf dem Schlachtfeld loben, die allesamt Heiden sind und nach ihrem Tod als unerlöste Sünder in die Hölle müssen? Diesen Fragen geht die Autorin nach, indem sie vier deutschsprachige mittelalterliche Versionen des Trojanischen Krieges auf ihre Heilsdarstellungen untersucht und vergleicht.