Der akademische Aufstieg von Edmund Robert Forster begann Anfang des 20. Jahrhunderts an der Nervenklinik der Berliner Charité, wo er sich 1909 habilitierte, eine außerordentliche Professur erhielt und kurze Zeit später die Stellung des ersten Oberarztes bekleidete. Während des Krieges war Forster Oberarzt der Nervenabteilung des Kriegslazaretts II des Marinekorps in Brügge sowie Professor für Histologie an der Universität Gent. Nach Kriegsende kehrte er wieder an die Charité zurück. Den Höhepunkt seiner Laufbahn erlebte Forster in der Berufung auf den Greifswalder Lehrstuhl für Psychiatrie und der damit verbundenen achtjährigen Tätigkeit als Direktor der Greifswalder Nervenklinik, der er mit seinem Freitod ein Ende setzte. Jan Armbruster zeichnet den Lebensweg Forsters chronologisch nach und untersucht dabei auch dessen umstrittenes Verhältnis zur Politik und zum nationalsozialistischen Staat sowie die Umstände, die schließlich zu seinem Selbstmord führten. Der zweite Teil der Studie befasst sich mit dem wissenschaftlichen Werk Forsters. Einem Überblick über seine frühen histologischen und histopathologischen Arbeiten folgt die Erörterung der psychiatrischen Beiträge, die stark von der Forschungsmethodik seines Lehrers Carl Wernicke beeinflusst sind. Armbruster geht im Zusammenhang mit Forsters psychiatrischen Arbeiten auch auf ein düsteres Kapitel deutscher Psychiatriegeschichte ein: Indem Forster die Existenz einer Krankheit „Hysterie“ negiert, rechtfertigt er das brutale Vorgehen gegen sog. „Kriegshysteriker“ während des Ersten Weltkriegs. Abschließend stellt Armbruster Forsters neurologische Forschungen dar und ordnet sie in dessen Gesamtwerk ein. Die Abhandlung zeichnet damit erstmals ein umfassendes Bild dieser umstrittenen Forscherpersönlichkeit.