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Epidemiologische Untersuchung zur Zahngesundheit bayerischer Schüler unter Einschluss von Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation im Jahr 2022/2023

Autor
Ramy Ibrahim Gaballah

Epidemiologische Untersuchung zur Zahngesundheit bayerischer Schüler unter Einschluss von Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation im Jahr 2022/2023

Beschreibung

Hintergrund und Zielsetzung: Deutschland verzeichnet seit den 1980er Jahren einen positiven Trend in der Kariesprävalenz, besonders bei 12-Jährigen, von denen 81 % im Jahr 2014 kari-esfrei waren. Gleichzeitig tritt vermehrt MIH auf. Diese Strukturstörung ist auf eine unreife Amelogenese zurückzuführen. Die genaue Ursache und sozioökonomische Zusammenhänge sind noch nicht vollständig geklärt. In Bayern gibt es bereits Daten zur MIH-Prävalenz aus den GINIplus und LISAplus Geburtkohortenstudien. Um diese zu ergänzen und regionale Unterschiede zu betrachten, wurde eine bevölkerungsrepräsentative Querschnittsstudie initi-iert. Ziel der Studie war die umfassende Bewertung des Mundgesundheitszustands von Dritt- und Viertklässlern in Nordbayern, insbesondere unter Berücksichtigung von MIH. Material und Methode: Im Rahmen dieser epidemiologischen Erhebung zur Mundgesundheit von bayerischen Schülern im Schuljahr 2022/23 wurden im Zeitraum März 2023 bis Juli 2023 zahnärztliche Untersuchungen an insgesamt 87 zufällig ausgewählten Schulen durchgeführt, davon 46 in Nordbayern und 41 in Südbayern. Die Studie, koordiniert von der LAGZ in Zu-sammenarbeit mit der LMU München und der JLU Gießen, orientierte sich an bewährten na-tionalen Verfahren. Die Zielsetzung war die Untersuchung von 5000 Schülern (jeweils 2500 in Nordbayern und Südbayern) mit einer Schätzgenauigkeit von weniger als 2 % im 95%-Konfidenzintervall. Die Auswahl der Schulen erfolgte nach Genehmigung der Studie durch eine zufällige Stichprobenziehung, wobei Bevölkerungsgröße und städtisch-ländliche Vertei-lung berücksichtigt wurden. Eingeschlossen wurden gesunde Schüler der 3. und 4. Klassen mit schriftlicher Elterneinwilligung. Die schriftliche Aufklärung erfolgte durch detaillierte Elterninformationen, versandt an Schulen, und Online-Elternabende. Die zahnärztlichen Un-tersuchungen erfassten klinische Variablen wie Zahnstatus, Kariesvorstufen, Hypomineralisa-tion (MMH/MIH), Hypersensibilitäten und Fissurenversiegelungen. Die Befunddokumentati-on erfolgte papiergebunden und wurde später digitalisiert und statistisch ausgewertet. Statis-tische Methoden umfassten deskriptive Statistiken, Pearson's Chi-Quadrat-Test, Pearson's Korrelationsanalyse und den Student-t-Test, wobei ein Signifikanzniveau von α = 0,05 festge-legt wurde. Ergebnisse: In dieser Studie wurden in Nordbayern insgesamt 2574 Kindern im Durch-schnittsalter von 9,8 Jahren untersucht. Die Prävalenz der Karieserfahrung betrug 53,8 % (N = 1385), und 24,8 % (N = 637) der Kinder wiesen unbehandelte kariöse Läsionen auf. Der dmft-Wert lag bei 1,4 ± 2,1, und der DMFT-Wert bei 0,3 ± 0,8. Die durchschnittliche Kari-eserfahrung pro Kind betrug 1,6 Zähne, mit einem Sanierungsgrad von 65,7 %. Kinder mit Karieserfahrung der bleibenden Zähne hatten durchschnittlich 2,0 ± 1,2 betroffene Zähne. Geschlechtsunterschiede deuteten darauf hin, dass Jungen 23,0 % häufiger Karieserfahrun-gen hatten als Mädchen (OR: 1,23; 95% KI [1.1, 1.4]). Geografisch waren Kinder in Stadt-schulen um 25,2 % anfälliger für Karies als Kinder in Landschulen (OR: 1,25; 95% KI [1,04, 1,51]). Die Prävalenz von okklusalen Fissurenversiegelungen betrug 57,1 % (N = 1471), wo-bei 47,2 % (N = 1215) der Kinder mindestens eine intakte Versiegelung aufwiesen. Es wurde eine statistisch signifikante Assoziation zwischen Fissurenversiegelungen und niedrigerer Ka-rieserfahrung festgestellt (OR: 0,156; 95% KI [0,09, 0,25]). In Bezug auf die MIH wurde bei 17,1 % (N = 440) der Kinder eine Diagnose gestellt. Die durchschnittliche Anzahl hypomine-ralisierter bleibender Zähne betrug 0,6 ± 1,5, und 14,5 % (N = 374) der Kinder wiesen um-schriebene MIH-bedingte Opazitäten auf. Schwere Formen von MIH wurden bei 11,1 % (N = 286) der Kinder diagnostiziert, wobei die ersten bleibenden Molaren am stärksten be-troffen waren. Die Untersuchung zeigte weder geografische (Pearson-Chi-Quadrat Test, p = 0,722) noch geschlechtsspezifische (Pearson-Chi-Quadrat Test, p = 0,638) statistisch signifi-kante Unterschiede. Die Prävalenz von MMH betrug 7,0 %. Kinder mit MMH wiesen eine Odds Ratio von 12,0 (95% KI [8,68, 16,72]) für MIH auf. Schlussfolgerungen: Die Häufigkeit von MIH bei den bleibenden Zähnen war höher als die Karieserfahrung, was differenzierte Behandlungsstrategien erfordert. Die MIH-Prävalenz von 17,1 % liegt über dem globalen Durchschnitt und weist auf einen erhöhten Behandlungsbe-darf hin, was Fragen zur regionalen zahnärztlichen Versorgung aufwirft. Der positive Trend des Kariesrückgangs in der bleibenden Dentition setzt sich fort, wobei präventive Maßnah-men wie Fissurversiegelungen als besonders wichtig erachtet werden. Die weiterhin hohe Ka-rieserfahrung bei Milchzähnen erfordert gezielte Präventionsmaßnahmen nach Schulbeginn. Die Ergebnisse verdeutlichen die komplexen Entwicklungen in der Zahngesundheit dieser Altersgruppe und unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung zur Optimierung prä-ventiver und kurativer Ansätze.

Verlag
VVB Laufersweiler Verlag
ISBN/EAN
978-3-8359-7221-6
Preis
36,79 EUR
Status
lieferbar