"Von der Gastfreundschaft" ermöglicht einen Einblick in den Rhythmus des Denkens von Jacques Derrida, das hier gleichsam in Aktion sichtbar wird.In exemplarischen Lektüren bestimmter Dialoge Platons sowie des Ödipus auf Kolonos von Sophokles, in denen verschiedene Figuren des „Fremden” skizziert werden, erscheint die Frage des Fremden als Frage des Fragens: „Besteht die Gastfreundschaft darin, dem Ankömmling Fragen zu stellen? (. . .) Oder beginnt die Gastfreundschaft damit, dass man empfängt, ohne zu fragen?” In Frage steht die Unterscheidung zwischen einer bedingten und der unbedingten Gastfreundschaft, die „Antinomie” zwischen den Gesetzen der Gastfreundschaft und dem Gesetz der Gastfreundschaft. Auch entlang biblischer Beispiele, in denen die Gesetze der Gastfreundschaft über allem, auch über ethischen Verpflichtungen zu stehen scheinen, geht es darum: “Sind wir die Erben dieser Tradition der Gastfreundschaft? Inwieweit?”