Der vielstimmige Prozess, mit dem die Musik seit dem 18. Jahrhundert mehr und mehr zum wichtigen Bezugspunkt für die Literatur wurde, ist eine der folgenreichsten Entwicklungen in der Geschichte dieser beiden Kunstformen. Beginnend mit dem eine ganz neue Wahrnehmung herausfordernden Phänomen Mozart folgt Dieter Borchmeyer in seinem höchst facettenreichen Buch dieser sich bei Goethe, später bei Richard Wagner, Thomas Mann und vielen anderen intensivierenden gegenseitigen Bezugnahme. Im Mittelpunkt steht dabei die musikalisch-poetische Hybride der Oper. Wie sich Musik und Literatur gegenseitig ergründen und erhellen, ist immer schon eines der zentralen Themen Dieter Borchmeyers gewesen. In diesem Buch greift er auf den immensen Schatz des in seinem Forscherleben erworbenen Wissens zurück und beschreibt – einem Goethe-Zitat entsprechend – die wechselseitigen Spiegelungen dieser beiden Künste bis hinein ins 20. Jahrhundert. Dabei scheut er sich nicht, sich auch auf scheinbare Nebenpfade dieser Beziehung zwischen Musik und Literatur zu begeben, und führt Leserinnen und Leser u.a. auch zu den singulären Heine-Vertonungen eines Vesque von Püttlingen oder zur musikalisierenden Kurzprosa von Robert Walser.