Die starken Geburtsjahrgänge der 1950er und 1960er Jahre treten in das Pensionsalter über und geburtenschwache Jahrgänge rücken in das Erwerbsalter nach. Die Auswirkungen dieser demografischen Faktoren auf den Arbeitsmarkt zeigten sich bereits vor Corona. Eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach Arbeitskräften bei bereits alternder Erwerbsbevölkerung und deutlich weniger werdenden Neueinsteigern in das Erwerbsleben prägte den Arbeitsmarkt der letzten Jahre. Dies war die Ausgangslage für den Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen, einen genaueren Blick auf die Entwicklung des österreichischen Arbeitskräfteangebots bis zum Jahr 2040 zu werfen. Der Beirat möchte aufzeigen, dass es notwendig ist, bei schrumpfender Erwerbsbevölkerung dennoch ein ausreichendes Angebot an gut qualifizierten, gesunden und motivierten Arbeitskräften zu erhalten. Trotz technologischen Fortschritts wird eine Steigerung der Erwerbsbeteiligung der inländischen Erwerbsbevölkerung und qualifizierte Zuwanderung nötig sein, um auch künftig den Wohlstand und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu halten und zu steigern. Wir bedanken uns beim WIFO, dessen neues Mikrosimulationsmodell es ermöglicht, die Zusammensetzung des künftigen Arbeitskräfteangebotes nach Zahl, Geschlecht, Alter, Bildung und Gesundheit abzuschätzen und Potenziale zu einer weiteren Steigerung der Erwerbsbeteiligung aufzuzeigen. Bis 2040 wird die Bevölkerung im Erwerbsalter (15 bis 64) um 244.700 gegenüber 2018 zurückgehen. Dies ist eine neue Herausforderung für den österreichischen Wirtschaftsstandort, der in den vergangenen 20 Jahren auf ein stetig wachsendes Arbeitskräftepotenzial (+ 9% zw. 2000 und 2019) zurückgreifen konnte. Die Zusammensetzung der Erwerbspersonen wird sich stark verändern: Die Zahl der Personen mit Lehrausbildung wird stark zurückgehen, die Zahl Älterer und Personen mit AHS/BHS oder tertiärer Bildung stark zunehmen. Ein leichter Rückgang zeigt sich bei Personen im Haupterwerbsalter und bei Jüngeren. Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen nehmen merklich zu – eine Folge der Alterung der Erwerbspersonen. Die Zahl der Erwerbspersonen wird 2027 ihren Höhepunkt erreichen und wird bis 2040 wieder leicht sinken, aber immer noch über dem Ausgangswert von 2018 liegen. Bei anhaltend moderatem Beschäftigungswachstum würde das einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit bis 2027 unterstützen bzw. in weiterer Folge zu einer Verknappung von Arbeitskräften beitragen, besonders in Bereichen mit hoher Beschäftigungsdynamik, hohem Ersatzbedarf durch Erwerbsaustritte oder geringer Zahl an Berufseintritten. Folglich kommt der Erschließung von nicht (voll) genutzten Erwerbspotenzialen am Arbeitsmarkt zunehmende Bedeutung zu: Der Beirat setzt sich in dieser Studie mit der Alterung und dem Geburtenrückgang und den Auswirkungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt auseinander. Er greift damit ein wichtiges Thema auf. Die Studie zeigt, wie stark die künftige Entwicklung der Bevölkerung und des Arbeitskräftepotenzials vom Ausmaß internationaler Wanderungsbewegungen abhängt. Die Studie untersucht auch mögliche Entwicklungen des inländischen Arbeitskräftepotenzials. Bei Frauen und Müttern wären Maßnahmen, die zu einem rascheren und erfolgreicheren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt führen, sinnvoll. Bei Älteren und gesundheitlich Beeinträchtigten wird vorgeschlagen, an einer verbesserten Erwerbs- und Beschäftigungsintegration sowie an einer Reduktion der Austrittsrisiken aus Beschäftigung anzusetzen. Ein weiterer untersuchter Ansatzpunkt ist die Steigerung des Bildungsniveaus, wobei vor allem die Forcierung des zweiten Bildungsweges und die Forcierung der Lehrausbildung auf dem ersten Bildungsweg positive Auswirkungen auf das Arbeitskräftepotenzial hätte. Somit besteht Handlungsbedarf hinsichtlich der Steigerung der Erwerbsbeteiligung, um die Potenziale eines nachhaltigen Wachstums ausschöpfen zu können. Die Studie des WIFO weist, in welche Richtung es gehen könnte.