Über mehrere Jahrzehnte hat er die Musikkultur Leipzigs mitbestimmt: Barnet Licht (1874–1951). In Wilna geboren, in New York aufgewachsen, lebte er seit 1898 in "Pleißathen". Musik betrachtete er nicht als Privileg der oberen Zehntausend, die in "Musentempeln" ihren gesellschaftlichen Status zur Schau stellten. Deshalb leitete er nach dem Studium Arbeiterchöre, übernahm 1911 die Musikabteilung des Arbeiter-Bildungs-Institutes, dirigierte Arbeiterorchester und betreute die musische Erziehung von Gefangenen. Ungezählt sind seine ebenso fundierten wie lebendig geschriebenen Konzerteinführungen. Außerdem wirkte er aktiv in der Israelitischen Religionsgemeinde, seit 1924 als Chorleiter an der liberalen Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße, seit 1933 im Jüdischen Ausschuß für Kunstpflege, ab 1935 im Jüdischen Kulturbund. Noch im Februar 1945 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Durch das gemeinschaftliche Erleben von Musik vermittelte er vielen Menschen ein Prinzip Hoffnung, gerade in Zeiten existentieller Bedrohung. Das nun vorliegende Buch des Leipziger Musikwissenschaftlers Thomas Schinköth erfüllt die Aufgabe, diesen heute völlig unterbewerteten Musikkulturaktivisten in das ihm gebührende Licht zu rücken, in vorbildlicher Weise.