Vergessen wäre sie heute, vergessen ihr Leben als gehorsame, gottgefällige Tochter und Ehefrau, ein typisches Frauenleben der Goethezeit zwischen Pflichterfüllung und Rollenzwang. Doch Christophine Reinwald war Schillers Schwester. Darauf war sie stolz, auch wenn die Beziehung zum berühmten Bruder nicht immer so eng war, wie sie es sich gewünscht hat. Erst als der Vater (1796), der Bruder (1805), der Ehemann (1815) tot sind, beginnt für Christophine ein in Maßen selbstbestimmtes Leben im bescheidenen Rahmen der Meininger Gesellschaft. Bis ans Ende ihres langen Lebens genießt Christophine Aufmerksamkeit vor allem als ›öffentliche Schwester‹ des Dichters. Erst Jahre nach ihrem Tod, 1848, erscheinen ihre Erinnerungen Schillers Jugendjahre im Druck. Schlüsselszenen aus diesen Aufzeichnungen wirken in der Schiller-Biografik bis heute fort. – Edda Ziegler geht in Zusammenarbeit mit Michael Davidis, der Frage nach, was es bedeutet hat, Schillers Schwester zu sein.