Zum Buch:
30 Jahre Kammermusik auf höchstem Niveau haben das Vogler Quartett weltweit bekannt gemacht. In einem lebendigen Gespräch mit Frank Schneider, dem ehemaligen künstlerischen Intendanten des Konzerthauses Berlin, erzählen die Musiker von den Anfängen des gemeinsamen Spielens in der DDR, vom Alltag zu viert in und außerhalb der Konzertsäle und, sogar in den Selbstporträts, immerzu: von der Musik.
Frank Schneider fragt ungeniert. Er fragt nach Lampenfieber, dem ersten Westauto, nach Wettbewerb und Konkurrenz, Vorlieben für bestimmte Komponisten (Schubert!), Entdeckerlust, nach Ausflügen in die Pop-Musik als Lockerungsübungen für das Kerngeschäft, nach Insiderwissen aus der Instrumentenwerkstatt, nach dem Verhältnis von zeitgenössischen Komponisten zu ihren Interpreten, nach Schönheit und Demut.
Man erfährt viel Interessantes über die optimale Zusammensetzung der Stücke für ein Abendprogramm, über Dvorak, Beethoven, Bartók, Ligeti, liest von musikalischen und persönlichen Erlebnissen mit Wolfgang Rihm, György Kurtág, Josef Tal und vielen anderen – ebenso bedeutenden – Komponisten der Gegenwart. Auch über den Unterschied zwischen Selbst- und Werkdarstellung, die Gemeinsamkeiten von Schach- und Quartettspiel, über schwere Quartett-Kost und leichter Verdauliches, über das Beglückende eines Konzerts im Gegensatz zu Studioaufnahmen wissen die Musiker Unterhaltsames zu erzählen. Sie plaudern Probengeheimnisse aus, sprechen ernst, aber auch mit lesbarem Augenzwinkern über Blickkontakte und andere Verständigungsarten während der Konzerte, unterhalten mit Anekdoten über Hotelbetten und Outfits, gestehen die immer wieder wohltuende Wirkung des Lobs und erlauben sich Kritik an unqualifizierten Beurteilungen.
Auf der Reise durch 30 Jahre gemeinsames Erarbeiten höchster musikalischer Interpretationskunst sind die vier Musiker nicht immer einer Meinung. Hautnah erlebt man Auseinandersetzungen, Diskussionen, den kurzen Schlagabtausch – alles, was die Zusammenarbeit, vor allem die künstlerische, in diesen Quartett befruchtet hat und auch in Zukunft weiterbringen wird. Im Zentrum des Sprechens wie auch im Zentrum jedes Konzerts steht für alle vier Virtuosen die Frage: ,,Musik, was willst Du von mir?” Ein ungemein lebendiges, feines und wunderbar zu lesendes Porträt.
Susanne Rikl, München