Bulgarien, ein Land zwischen Postkommunismus und Demokratie, Aufbruch und Resignation: Auch zwanzig Jahre nach der Wende und vier Jahre nach dem Beitritt zur EU sind die Transformationsprozesse in Gesellschaft und Politik noch längst nicht abgeschlossen. Das bulgarische Theater indes scheint sich nach der großen Abwanderung vieler Künstler gen Westen allmählich vom „Schock der Freiheit“ zu erholen. Zurückgekehrt aus dem Ausland, arbeiten immer mehr junge Theatermacher daran, die Bühnenkünste im Land neu zu positionieren, um gemeinsam mit den einst Daheimgebliebenen den Kampf gegen Kürzungsdebatten, Quotendruck und den Einzug westlicher Unterhaltungsindustrie aufzunehmen. Ihr ästhetischer Bezugsrahmen ist Europa, Kontakte ins Ausland ein Motor ihrer Aktivitäten. Seit 2007 hat das Theater Osnabrück diesen Motor befeuert. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes im Fonds „Wanderlust“, besteht seit nunmehr vier Jahren ein reger Austausch zwischen dem Theater Osnabrück und dem Drama-Theater „Sava Ognyanov“ im bulgarischen Russe. Der Band berichtet von diesem Austausch, lässt die „Stimmen von Russe“ zu Wort kommen, versammelt Analysen zur gesellschaftspolitischen Lage Bulgariens, reflektiert deren Auswirkungen auf die Kultur, gibt Einblicke in die Theater-, Tanz-, Musiktheater- und Performance-Szene und präsentiert aktuelle Positionen bulgarischer Dramatiker, Regisseure und Schauspieler.