„… eine Wanze im Haus aber ist eine Katastrophe“, schrieb Karl von Frisch, und an dieser Feststellung hat sich bis heute wenig geändert. Neuerdings kriechen auch in deutschen Zimmern die Wanzen wieder verstärkt aus ihren Ritzen. Bereits Aristophanes tat seine Angst vor Wanzen kund; vor hundert Jahren verabscheute Tiervater Alfred Brehm die „übel berüchtigte Bettwanze“, während sein Zeitgenosse Gottfried Keller die Wanze ein „gutes Tierchen“ nannte. Das Auf und Ab des Widerwillens und der Bewunderung ihrer Widerstandsfähigkeit wird in diesem Band ebenso vorgestellt wie Beschreibungen aus den Gefängnissen und Slums, in denen Wanzen den Gepeinigten das letzte Quäntchen Lebenslust raub(t)en. Seit Jahrtausenden des Nachts unser Blut trinkend, verdanken wir diesen Vampiren im Kleinformat neben Ekel, Stichen und Juckreiz auch heitere – und weniger heitere – Begegnungen in literarischen Meisterwerken. Die eindrucksvollsten wurden für die Anthologie ausgewählt, darunter befinden sich Texte von Heine und Dumas, Goethe und Tucholsky, Tschechow und Majakowski sowie zahlreiche Erstübersetzungen ins Deutsche, u. a. von Félix Nadar und Charles Bataille, Clive Sinclair, Sheldon Lou, Ruth Park und Ben H. Winters sowie von zwei Wanzenmärchen der Hopi. Der literarische Streifzug führt durch die Jahrhunderte und von den verwanzten Betten Chinas, Russlands, Australiens oder Deutschlands hin zu intimen Erlebnisberichten und absurden Bekämpfungsmethoden. Begleitet wird er von einer Natur- und Kulturgeschichte, die in Lebenswelt und Liebesleben der Bettwanze sowie in Fangmethoden einführt und die „zwischen Pyramiden und Pestiziden“ Überraschendes aus der gemeinsamen Kulturgeschichte von Mensch und Wanze zu berichten hat.