Die Entwicklungen in der Neurowissenschaft und den angrenzenden human-wissenschaftlichen Disziplinen stellen die Ethik vor Herausforderungen, die von manchen Wissenschaftlern und Philosophen als so gravierend empfunden werden, dass sie die Ausarbeitung einer neuen Ethik, einer Neuroethik, fordern. Genau genommen handelt es sich um eine doppelte Herausforderung: Auf einer praktischen Ebene müssen wir im Hinblick auf die Interventionsmöglichkeiten und Handlungsoptionen, die durch das Fortschreiten dieser Disziplinen eröffnet werden, moralisch Stellung beziehen. Auf einer theoretischen Ebene zwingt uns der wissenschaftliche Fortschritt, unsere ethisch-anthropologischen Grundbegriffe sowie unser Selbstverständnis kritisch zu hinterfragen, und wirft zugleich die Frage nach den Grundlagen der Moralität selbst auf. Die Autoren dieses Bandes befassen sich u.a. mit folgenden Frage: • Wie könnte ein Kriterienkatalog bzw. eine 'Minimalethik' für die moralische Bewertung von Eingriffen am Nervensystem aussehen? • Welche anthropologischen Implikationen haben neurowissenschaftliche Erkenntnisse und Techniken? • Dürfen oder sollten Eltern prädikative Testverfahren zur Früherkennung besonderer Talente ihrer Kinder wahrnehmen? • Entlarvt die Neurowissenschaft die Idee von Freiheit und Verantwortlichkeit als Illusion? • Lassen sich normative Fragen anhand neuropsychologischer Befunde beantworten? Mit Beiträgen von Ansgar Beckermann, Christoph Demmerling, Wolfram Henn, Kristian Köchy & Martin Norwig, Wolfgang Lenzen, Sabine Müller & Henrik Walter, Gilbert Scharifi, Stephan Schleim, Kai Vogeley & Albert Newen und Sven Walter.